Wetterstatistik 2017 war zweitwärmstes Jahr in Bonn seit 1895

Bonn · Wie die meisten Jahre dieses Jahrhunderts war auch 2017 wärmer als normal. Es war sogar das zweitwärmste Jahr seit Beginn der Bonner Wetteraufzeichnungen, die bis 1895 zurückreichen.

 Bonner Wetter 2017

Bonner Wetter 2017

Foto: Wetterkontor

Das geht aus den Daten der Wetterstation Endenich der Uni Bonn und der Wetterhistorie hervor. Ein weiteres zu warmes und diesmal sonnenscheinreiches Jahr – das ist die Bilanz des Jahres 2017.

Im Jahresdurchschnitt wurden 12,2 Grad gemessen, das sind 1,9 Grad mehr als im langjährigen Mittel. Damit belegt 2017 den zweiten Platz unter den 123 Beobachtungsjahren. Das wärmste Jahr war bisher 2014 mit im Schnitt 12,6 Grad, das kühlste 1940 mit 8,3 Grad. In den letzten dreißig Jahren gab es nur drei Jahre – zuletzt 1996 – mit einer negativen Abweichung, dagegen aber über 20 Jahre mit einer Jahrestemperatur von elf Grad Celsius und mehr.

Nur der Januar und April 2017 waren kühler als normal, sie hinkten bis zu 2,1 Grad hinter ihrem Soll hinterher. Alle anderen Monate waren wärmer als normal. Die höchsten positiven Abweichungen gab es im März, der 3,6 Grad über seinem langjährigen Mittel lag und der wärmste März seit 1895 war.

Der heißeste Tag war der 22. Juni, an dem die Bonner nachmittags bei 38,1 Grad schwitzten mussten. Mit minus 8,2 Grad wurde am 18. Januar die tiefste Temperatur des Jahres gemessen. 2016 wurden folgende Extremwerte gemessen: Die höchste Temperatur mit 37 Grad wurde am 22. Juli, die tiefste mit minus 6,2 Grad am 19. Januar gemessen. Die Extremtemperaturen der letzten 120 Jahre wurden am 12. August 2003 mit 39,2 Grad und minus 23,8 Grad am 27. Januar 1942 registriert.

An 15 Tagen (2016: 16) kletterte die Quecksilbersäule 2017 über die 30 Grad-Marke, 57 (59) Sommertage mit mehr als 25 Grad im Schatten wurden notiert. Auf der anderen Seite gab es nur 24 (40) Frosttage (Minimum unter 0 Grad Celsius). 2017 gab es drei Eistage (Maximum unter 0 Grad Celsius), 2016 dagegen zwei.

Zuletzt hat es am 20. April 2017 gefroren, den ersten Frost im zweiten Halbjahr gab es erst am 2. Dezember. Damit betrug die frostfreie Periode 226 Tage. Die Eisheiligen im Mai können die Bonner seit Jahrzehnten getrost ignorieren: Den letzten Frost in einem Mai-Monat gab es 1953. Sommertage mit mehr als 25 Grad wurden zwischen dem 16. Mai und 29. September beobachtet. Damit betrug die Sommerperiode 136 Tage, zehn weniger als 2016.

Sonne schien am längsten im Mai

Das höchste Tagesmittel wurde am 22. Juni mit 28,0 Grad registriert, während am 18. Januar das niedrigste Tagesmittel minus 4,6 Grad gemessen wurde. 2017 gab es sechs Tropennächte (Minimum mehr als 20 Grad) – mithin drei mehr als im Vorjahr. Die Sonne schien insgesamt 1608 Stunden und damit elf weniger als 2016. Das ist Platz 16 in 49 Beobachtungsjahren. Damit blieb die Sonne 113 Stunden über ihrem langjährigen Soll. Nur die Monate Februar, Juli, August, September, November und Dezember schafften ihr Monatssoll nicht. Der trübste Monat war der Dezember, der grade 23 Prozent seines Solls schaffte. Am längsten schien die Sonne mit 235 Stunden im Mai.

Nach den vielen feuchten Jahren seit 2003 öffnete Petrus 2017 seine Schleusen noch mehr: An 186 Tagen fielen insgesamt 801,4 Liter pro Quadratmeter an Niederschlägen – fünf Prozent über dem langjährigen Mittel der letzten 30 Jahre. Dies ist Platz 17 in der 170-jährigen Chronik der Stadt. Damit fielen 41 Liter pro Quadratmeter mehr als im langjährigen Mittel. Die Monate März (135 Prozent), Juli (171 Prozent), August (183 Prozent) und Dezember (139 Prozent), waren erheblich zu feucht. Dagegen waren die Monate April (37 Prozent) und Juni (49 Prozent) sehr trocken. Die höchste Tagessumme an Niederschlägen kam 2017 am 18. August mit 43,4 Litern pro Quadratmeter herunter, was zu Überschwemmungen in der Stadt führte. Die Starkregentage häufen sich: Wurden 2012 noch 18 Tage beobachtet, an denen es mehr als zehn Liter innerhalb von 24 Stunden regnete, stieg die Zahl der Starkregentage 2014 auf 25, 2016 gar auf 28. 2017 waren es 18 Tage mit Starkregen, zudem gab es 17 Sturmtage.

Auch wenn das Jahr 2017 mit seinen Werten gegenüber dem Vorjahr geringfügig besser dasteht, reiht es sich dennoch in die Beobachtungen der letzten Jahre ein: Die zu warmen Jahre häufen sich, sie sind meistens auch zu feucht. Seit 1895 haben sich die Jahrestemperaturen um 1,1 Grad im Mittel erhöht, auch die Jahresniederschläge liegen heute um rund 150 Liter pro Quadratmeter höher. Das letzte Jahr mit weniger als 500 Litern pro Quadratmeter Jahresniederschlag gab es im Jahre 1976.

Klaus Kosack war jahrzehntelang Chefstatistiker der Stadt Bonn.

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