Einsatz für mehr Sauberkeit 120 Liter Müll pro Tag in Graurheindorf gesammelt

GRAURHEINDORF · Sybille Lankers sammelt in Graurheindorf Tag für Tag achtlos weggeworfenen Müll auf. Mittlerweile hebt sie dabei zwei 60-Liter-Säcke mit Unrat pro Tag auf.

„Rund um die Mondorfer Fähre ist es mit dem Müll am schlimmsten“, sagt Sybille Lankers und greift wieder zu mit ihrer Abfallgreifzange. Die hat die 69-Jährige seit dem Sommer immer dabei, wenn sie mit Hund Rufus in Graurheindorf Gassi geht. „Im Sommer wurde am Rheinufer so viel gegrillt, und der Müll blieb großteils liegen, das war ekelerregend. Der musste einfach weg“, berichtet die Rheinanwohnerin, warum sie zur Müllsammlerin geworden ist. „Ich habe ja Verständnis dafür, dass die Menschen, gerade, wenn sie in engen Unterkünften leben, Freizeit am Rhein suchen, aber alles, was sie mitbringen, sollten sie auch wieder mitnehmen.“

„Am Anfang habe ich mir zum Müllsammeln nur eine Tüte eingesteckt, dann kamen die Gummihandschuhe dazu, denn was man da teils so anfasst, ist nicht schön.“ Obendrein sprach sie die Mitarbeiter von Garex – einem Unternehmen, das in regelmäßigen Abständen die Papierkörbe entlang des Rheins leert – an, ob sie den von ihr gesammelten Müll mitnehmen könnten.

Das tun sie seitdem gerne und schenkten ihr obendrein die besagte Abfallgreifzange und feste Mülltüten. Seitdem füllt sie während ihrer zwei Hunderunden zwei 60-Liter-Säcke mit Unrat pro Tag – eine beachtliche Menge.

Jeden Tag neuer Müll

Rufus, der sieben Jahre alte Mischling aus dem Tierschutz von Mallorca, macht das neue „Hobby“ seines Frauchens Tag für Tag gelassen mit. Geduldig bleibt er stehen und wartet, während Frauchen die Leine und die Mülltüte in der einen Hand hält und mit der anderen den gefundenen Unrat aufhebt und wegsteckt. „Irgendwann schaffe ich es, dass er auch was in die Pfoten nimmt“, sagt die pensionierte Justizbeamtin lachend.

„Ich finde immer und überall etwas, auch wenn ich die Strecke erst am Vortag gegangen bin. Dabei wollen hier am Rhein Besucher die Landschaft genießen und nicht den Müll“, meint Lankers. „Und wie gesagt: An der Fähre ist es am schlimmsten. Dort liegen immer Fast-Food-Verpackungen, Strohhalme, Einwegbecher, Feuchttücher. Die Leute essen im Auto mit Blick auf den Rhein und danach werfen sie die Reste samt Verpackung aus dem Fenster. Und am Beton-Unterstand vom Grünen C liegt immer alles voll mit Kippen.“

Mit 15 Wodkaflaschen unterwegs

Die wenigen aufgestellten Papierkörbe – unmittelbar an der Straße steht beispielsweise nur ein einziger – helfen da wenig. „Die Zustände sind abenteuerlich“, meint Lankers. „Kürzlich war ich zum Beispiel mit dem Fahrrad auf dem Engländerweg unterwegs. Auf dem kleinen Stück zwischen Rhein und Kreuzung Kölnstraße habe ich 15 Wodkafläschchen gefunden. Die alle im Fahrradkorb liegen zu haben, war mir schon fast peinlich. Dabei steht am Ende der Straße doch der Glascontainer.“

„Aber nicht nur bei uns im Stadtteil sieht es schlimm aus. Auch in der Altstadt muss ich mich beherrschen, nicht auch alle paar Meter vom Rad zu steigen und Abfälle aufzuheben. Bonn vermüllt“, meint sie. „Das ist eine Entwicklung, der man schon in frühen Jahren in der Erziehung gegensteuern muss. Auf Müll hinweisen und erklären, dass er in den Abfall gehört.“

Und wieder hebt sie eine leere Chipstüte auf und sagt eindringlich: „Denken Sie nur an die Vermüllung der Meere: Alles, was hier herumliegt, landet irgendwann dort.“

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