Paulusheim in Endenich 120 Flüchtlinge sollen untergebracht werden

ENDENICH · 120 Flüchtlinge aus verschiedenen Ländern sollen im Paulusheim untergebracht werden - wie kommt das bei den Anwohnern an? Ein Stimmungsbild holten Sozialdezernentin Angelika Maria Wahrheit und weitere Vertreter der Stadtverwaltung am Montagabend bei einer Informationsveranstaltung in der Trinitatiskirche ein.

"Das erste Echo aus Endenich hat mich unglaublich gefreut", sagte die Integrationsbeauftragte der Stadt, Coletta Manemann. Dort habe man zum einen Verständnis für die kurzfristige Umnutzung des ehemaligen Seniorenheims und zeige zum anderen viel Bereitschaft zum ehrenamtlichen Engagement.

Mehr als 200 Menschen waren in die Trinitatiskirche gekommen, und sie hatten viele Fragen: Wie werden die Flüchtlinge, die demnächst im Paulusheim untergebracht werden, betreut und versorgt? Werden Deutschkurse für sie angeboten? Wie wird der Schulbesuch für Kinder und Jugendliche organisiert? Und wie werden die Neuankömmlinge vor möglichen rechtsradikalen Übergriffen geschützt?

Die Flüchtlinge werden maximal für 24 Monate untergebracht, sagte Kurt Berger, Leiter des Bonner Sozialamtes. So sei es mit dem Grundstückseigentümer vereinbart. Im Haus werde es ganztägig einen Ansprechpartner geben, sowohl für die neuen Bewohner als auch für die Endenicher. Jugendamtsleiter Udo Stein kündigte zudem an, dass Räume als Treffpunkt für Kinder und Jugendliche eingerichtet würden. Außerdem solle ein Kontakt zu einem Sportverein hergestellt werden.

Die Kinder werden laut Schulamtsleiter Hubert Zelmanski auf mehrere Schulen in und rund um Endenich verteilt: Die Bereitschaft zur Unterstützung sei groß. An sieben Standorten in allen Stadtbezirken seien internationale Förderklassen für den Spracherwerb eingerichtet worden. Für die Erwachsenen sollen laut Berger unter anderem Integrations- und Sprachkurse angeboten werden.

Die Bewohner, die Geld über das Asylbewerberleistungsgesetz beziehen und sich selbst versorgen, würden ansonsten aber nicht gleich mit Angeboten überrollt. "Wir müssen auch daran denken, dass die Menschen, die jetzt nach Bonn kommen, eine Flucht hinter sich haben." Man wolle sie ankommen lassen.

Dann sei es auch an den Endenichern, sich als gute Nachbarn zu erweisen, sagte Manemann: Ehrenamtliches Engagement sei immer willkommen. Sie verwies auf den ökumenischen Arbeitskreis der beiden Kirchen, außerdem könne man über die "Safe me"-Kampagne helfen. Und auch in Sachen Sicherheit solle man nicht nur der Polizei die Arbeit überlassen, sagte die Beigeordnete Wahrheit.

Auch die Endenicher Bevölkerung sei aufgefordert zu zeigen, dass sie "jede Gewalt gegen die Flüchtlinge ächtet". Anlass für diese Aussage war der Hinweis, dass sowohl einige Pro-NRW-Anhänger als auch Besucher, die offensichtlich der Neonazi-Szene angehörten und mit ihrem Äußeren provozierten, in die Kirche gekommen waren. Unruhe in den Saal brachten Aussagen von Personen, die der Verdi-Jugend angehören und die sich direkt gegen die Rechtsextremen richteten.

Als einer von ihnen Teilnehmer der Versammlung zu "Nazis raus"-Sprechchören animierte und die Veranstalter eine Eskalation befürchteten, beendete Moderatorin Käthe Jowanowitsch von der Trinitatiskirchengemeinde die Veranstaltung abrupt. Vor der Kirche blieb es anschließend aber ruhig, auch dank der Polizeipräsenz.

Die Stadt Bonn lädt auch zu einem Tag der offenen Tür im derzeit leerstehenden Paulusheim ein: Am Montag, 31. März, kann man sich anschauen, wie die Flüchtlinge untergebracht werden. In beiden Endenicher Kirchen liegen zudem Fragebögen für diejenigen aus, die bereit sind, sich für die Flüchtlinge ehrenamtlich einzusetzen.

Tag der offenen Tür

Am Montag, 31. März, können sich Interessierte anschauen, wie die Flüchtlinge im Paulusheim untergebracht sein werden. In beiden Endenicher Kirchen liegen auch Fragebögen für diejenigen aus, die bereit sind, sich für die Flüchtlinge ehrenamtlich einzusetzen. Informationen rund um das Thema gibt es auch auf integration-in-bonn.de.

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