Interview mit Kai Rossmann „Man muss für den Job brennen“

Kai Rossmann ist seit Februar der neue Bahnhofsmanager von Bonn. Doch nicht nur hier, denn dieselbe Aufgabe erledigt der 51-Jährige auch für Köln – und betreut somit 115 Stationen der Deutschen Bahn.

 Bahnhofsmanager Kai Rossmann ist auch für Bonn zuständig.

Bahnhofsmanager Kai Rossmann ist auch für Bonn zuständig.

Foto: Barbara Frommann

Mit ihm sprach Richard Bongartz.

Was macht ein Bahnhofsmanager?
Kai Rossmann: Ich bin verantwortlich für den sicheren und wirtschaftlichen Betrieb der Stationen. Wir kümmern uns mit der DB Station&Service AG um alles bis zur Bahnsteigkante. Aber nicht nur an den Hauptbahnhöfen. Mein Bonner Gebiet geht von Dahlem (Eifel) über Bad Münstereifel, Mehlem, Bad Honnef bis Au an der Sieg. In Köln reicht es bis Leverkusen. Neben dem normalen Arbeitstag bin ich bei Notfällen immer erreichbar, auch nachts. Zum Beispiel bei einem Brandalarm.

Wie viele Mitarbeiter haben Sie in Bonn?
Rossmann: Unsere „Rotkäppchen“, also die Service-Mitarbeiter mit den roten Mützen, sind bis 22.30 Uhr im Einsatz, nachts, wenn wenig los ist, also nicht. Die Zugansager arbeiten rund um die Uhr. Mit der Büromannschaft sind es hier und in Siegburg zusammen rund 35 Leute.

Was sagen Sie den Fahrgästen, die sich ärgern, wenn mal wieder eine Verspätung angezeigt wird?
Rossmann: Ja, natürlich tut uns das leid. Und für den Kunden ist es sehr ärgerlich. Aber es ist echt nicht toll, immer um Verständnis bitten zu müssen. Wir müssen in Sachen Pünktlichkeit einfach besser werden und sind auch schon dabei. Sind Züge zu spät, müssen wir frühzeitig informieren und die Fahrgäste betreuen, zum Beispiel indem wir ihnen Ersatzverbindungen heraussuchen und die Probleme lösen.

Immer mal wieder fallen Aufzüge aus. Wie bekommen Sie das Problem der Barrierefreiheit in den Griff?
Rossmann: 100 Prozent Verfügbarkeit bekommt niemand hin, auch bei bester Wartung nicht. Damit es für die Kunden aber „in der Regel“ passt, müssen wir 97 Prozent schaffen. Das heißt, jeder Aufzug darf dann pro Jahr maximal elf Tage ausfallen. Der Aufzug zu Gleis 2 und 3 am Bonner Hauptbahnhof ist unser Sorgenkind gewesen, und hat nun eine neue Steuerung bekommen. Wenn der jetzt „gesund“ ist, geht's mit den anderen weiter. Außerdem installieren wir derzeit an allen Aufzügen ein automatisches Diagnosesystem mit dem schönen Namen „Adam“, das selbsttätig meldet, wenn ein Aufzug defekt ist und sogar meldet, welches Bauteil defekt ist. „Adam“ soll im Sommer in ganz NRW in Betrieb gehen. Dadurch hoffen wir, Störungen schneller beseitigen zu können.

Wie konnten der Einbruch in das Reisezentrum geschehen und die Schließfächer geknackt werden?Rossmann: Wir wissen nicht, wie das passieren konnte. Ein Bahnhof ist ja kein geschützter Raum, sondern Teil der Gesellschaft. Hier passiert das, was auch sonst in der Stadt passiert. Wir überlegen gerade, wie wir unsere Schließfächer gegen Einbrecher besser schützen können.

Wieso verdeckt in der Schalterhalle nun das Dach des Infostands die Anzeigetafel? Haben sich schon Leute beklagt?
Rossmann: Ja. Die neue DB-Information ist höher geworden. Wir denken darüber nach, einen Monitor mit den Zuginformationen in die Info zu stellen. Wenn man den Bahnhof betritt, kann man die große Anzeigentafel aber sehen. Allerdings hat sich die Einsehbarkeit verschlechtert.

Wie geht es mit den Arbeiten weiter?
Rossmann: Das Bahnhofsinnere mit Halle und Zugängen bekommt derzeit einen neuen Anstrich. In diesem Jahr wird dann auch die Fassade in Abstimmung mit der Unteren Denkmalbehörde gereinigt. Dann schließt sich ab November für zwei Jahre die Gleishalle an. Sie wird von Süden nach Norden Stück für Stück abgetragen und neu aufgebaut. Ich glaube, da freuen sich die Bonner drauf. Die neue Halle kommt dem historischen Original sehr nah, wird nur heller. Ab der zweiten Jahreshälfte werden auf den Bahnsteiganzeigen dann auch die nächsten zwei Züge angekündigt. Das ist ein Kundenwunsch.

Lässt sich an den langen Schließzeiten der Südstadtschranken etwas ändern?
Rossmann: Die macht niemand zu, um jemanden zu ärgern. Es ist allerdings nicht mein Aufgabenfeld, sondern das der DB Netz AG. Ich werfe da meine Angel nicht in den fremden Teich hinein.

Ist die Bahn nur Beruf oder vielleicht auch eine Leidenschaft mit einem Hobby?
Rossmann: Ich besitze keine Märklin-Bahn, bin aber Überzeugungstäter. Sie können so einen Job nicht machen, wenn Sie nicht dafür brennen und die Bahn cool finden. Ich bin in dritter Generation Eisenbahner.

Ihre Lieblingslok?
Rossmann: Die Baureihe 103 mit 12 000 PS und einer Spitzengeschwindigkeit von mehr als 200 Stundenkilometer. Da kriegt der Eisenbahner feuchte Hände. Die Lok hat die alten ICs gezogen. Die waren vor dem ICE das Paradepferd der Bahn, von 1976 bis in die späten 90er Jahre.

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