Geplante Seilbahn auf den Venusberg "Dichtes Gedränge in den Bussen zerrt an den Nerven"

BONN · Die Aussage der Bürgerinitiative „Bonn bleibt seilbahnfrei!“, auf dem Venusberg gebe es keine Verkehrsprobleme, führt zu regen Diskussionen im Internet und wird von vielen angezweifelt.

Die Initiative hatte an 16 Werktagen im März und April eine Verkehrszählung zwischen 6.10 und 8.30 Uhr durchgeführt und war zu diesem Ergebnis gekommen. Sie sieht deshalb keinen Grund für eine Verkehrsentlastung durch eine Seilbahn vom ehemaligen Regierungsviertel auf den Venusberg.

Nachdem der GA in sozialen Medien ein Foto veröffentlichte, das am Mittwoch um 8 Uhr einen Stau auf der Robert-Koch-Straße zeigt, beteiligten sich Leser mit Dutzenden Kommentaren. Die Aufnahme erfolgte allerdings unterhalb des Marienhospitals und nicht oberhalb, wo die Seilbahngegner ihre Verkehrszählung durchgeführt hatten. Dennis Neuhaus reagierte mit Ironie: „Nein, auf dem Venusberg gibt es keinen Stau. Ich weiß auch nicht, warum ich dort jeden Tag im Verkehr still stehe, aber sicherlich nicht, weil es keinen Stau gibt.“ Thomas Stepputat kommentierte: „Manchmal ist es voll und manchmal nicht. Bonn überlebt auch ohne Seilbahn. Trotzdem halte ich es für ein geniales Projekt. Bonn wäre um ein Highlight reicher. Und viele hätten einen tollen Weg zur und von der Arbeit.“

Nadine Fricker schreibt: „Es ist ja nicht nur der Stau. Auch das dichte Gedränge in den Bussen und die teilweise 40 Minuten dauernde Fahrt, da die dritte Tür dauerhaft blockiert wird, zerren einfach unheimlich an den Nerven.“ Oft kämen Busse mit Verspätungen an, dann führen zwei knapp hintereinander: der vordere voll, der hintere fast leer.

Eine weitere ÖPNV-Nutzerin fügt hinzu: „Die stehen ja schon ständig ab 14 Uhr auf der Argelanderstraße im Stau vom Venusberg kommend. Der ist nicht nur oben!“ Christian Kapunkt findet: „Bonn ist pleite, und der Haushalt kann nur mit Notkrediten gestemmt werden. Deswegen ist die Seilbahn genauso utopisch wie das neue Schwimmbad.“ Die noch nicht feststehenden Kosten wären bei einer Eingliederung in den Nahverkehr allerdings bis zu 90 Prozent förderfähig durch das Land.

Seilbahngegner Gundolf Reichert, an dessen Haus eine denkbare Trasse entlangführen könnte, erklärte auf Nachfrage: „Unsere Messungen waren eindeutig. Es mag sein, dass der Stau weiter unten entsteht.“ Aber die Initiative sei davon überzeugt, dass der Bau einer Seilbahn für diese Stelle keine Entlastung bringen werde.

Barbara Dreymann von der Anwohnerinitiative Venusberg mahnte mit Blick auf die Aussage der Seilbahngegner zum Verkehr „zu einer sachlichen Diskussion“. Eine Mobilmachung dieser Art halte sie für „grenzwertig“. Für die Verkehrszählung zeigte sie Verständnis, „aber man sollte auch die offiziellen Zahlen anerkennen, die eine Verkehrs- und Umweltbelastung belegen“. Die Initiative kann sich für die Idee einer Seilbahn erwärmen, will aber die von der Stadt in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie abwarten, die kommenden Dienstag vorgestellt wird.

Für Dreymann ist wichtig, dass die Seilbahnstation auf den Campus käme. „Die Bergstation wird genau in der Mitte des Geländes sein, so dass zu allen Kliniken die Wege kurz sind“, sagt Wolfgang Holzgreve, Ärztliche Direktor des Uniklinikums. Die Stadt hat angekündigt, dass aus Sicht des Gutachters sämtliche geprüften Trassenverbindungen „einen ausreichenden Entlastungseffekt erwarten lassen“.

Die Machbarkeitsstudie wird nächsten Dienstag um 19 Uhr in der Gesamtschule Bonns Fünfte, August-Bier-Straße 2, vorgestellt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort