Interview zum Bonn-Center „Der geplante Neubau passt an den Verkehrsknotenpunkt“

Bonn · Architekt Joachim Kaiser leitete einst den Bau des Bonn-Centers und verfolgt nun den Abriss und due Neuplanung mit großem Interesse. Das sagt er zum geplanten Neubau.

 Architekt Joachim Kaiser leitete einst den Bau des Bonn-Centers.

Architekt Joachim Kaiser leitete einst den Bau des Bonn-Centers.

Foto: Frank Homann

Das Bonn-Center war das erste Großprojekt, für das der 1968 noch angestellte Architekt die Bauleitung übertragen bekam. Mit dem heute 74-Jährigen, der mit seiner Familie in Königswinter lebt, sprach Lisa Inhoffen.

Schmerzt es Sie, zu sehen, wie das Gebäude, an dessen Entstehung Sie maßgeblich Anteil hatten, jetzt dem Erdboden gleichgemacht wird?

Kaiser: Natürlich! In dem Bau steckt ja viel Herzblut. Jeder Stein, der heute fällt, erinnert an die damalige Aufgabe, den Bau mit all seinen Problemen und Schwierigkeiten in der vorgegebenen Bauzeit von 20 Monaten zu erstellen. Rational stehe ich dem Neubau tolerant gegenüber.

Was, glauben Sie, sind denn die Ursachen für diese Entwicklung gewesen?

Kaiser: Ich glaube, dem Bonn-Center fehlte mehr Vitalität. Der zweistöckige Innenhof wurde lediglich als reine Verkehrsfläche genutzt, um von A nach B zu kommen. Das Bonn-Center verflachte zur reinen Arbeitsstätte, wo um 17 Uhr der Hammer fiel. Nach Schließung des Hotels und der Geschäfte spürten lediglich die Besucher des Pantheons und der Bowlingbahn vielleicht ein wenig den von Minister Schiller bei der Grundsteinlegung noch gewünschten „Hauch von Manhattan“. Dazu kam, dass die Hoffnung der Bauherren, dass Bonn und Bad Godesberg zusammenwachsen und das Bonn-Center zur neuen Mitte werden würde, sich – sicherlich auch durch den Regierungsumzug nach Berlin – nicht erfüllt hat.

Der neue Eigentümer will doppelt so viel Nutzfläche schaffen und wohl auch höher hinaus. Es gibt schon einige kritische Stimmen dazu. Was halten Sie von der Planung?

Kaiser: Das, was mir bekannt ist, findet meine Akzeptanz. Heute, wo Bauflächen in der Stadt rar geworden sind, muss man – im Rahmen der gesetzlichen Bauleitplanung – die geforderten Nutzflächen übereinander und nicht nebeneinander anordnen. Der geplante Neubau passt auch mit der maximal zulässigen Höhe an den Verkehrsknotenpunkt.

Haben Sie sich die Abrissarbeiten schon vor Ort angeschaut?

Kaiser: Ja, selbstverständlich. Ich umrunde regelmäßig die Baustelle. Und jedes Geschoss, das gerade von riesigen Bauzähnen zerkleinert wird, erinnert mich an seine Erstellung vor 48 Jahren. Früher wurden Bauwerke viel älter als ihre Erbauer. Und heute...?

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