World Conference Center Bonn Ärger mit den Tauben

Bonn · In den Versorgungsleitungen des WCCB nisten Tauben, die verdreckten Rohre müssen verkleidet werden. Wer die Kosten dafür trägt, ist noch offen.

Ursprünglich waren der neue Kongresssaal des World Conference Center Bonn (WCCB) und das benachbarte Hotel als Einheit geplant. Es kam bekanntlich anders: Die Stadt Bonn ist heute Hausherrin im WCCB, und das Hotel wurde 2014 verkauft. Doch da gibt es eine Passage zwischen beiden Gebäuden, die sogenannte Welckerpassage. Und zwischen den Versorgungsleitungen und Lüftungsrohren, die unter der Decke verlaufen, haben Tauben es sich unübersehbar gemütlich gemacht. Die Rohre sollen nun mit einer Unterhangdecke verkleidet werden, damit die Tauben dort nicht mehr nisten und ihren Dreck hinterlassen können. Doch noch ist unklar, wer für die Kosten aufkommen muss.

Die sind nämlich nicht zu knapp: Sie sollen nach GA-Informationen im hohen sechsstelligen Bereich liegen. Ursprünglich sollte die Verkleidung 300.000 Euro kosten. Weil die Fertigstellung des WCCB ohnehin viel teurer wurde als geplant, verzichtete die Stadt damals auf den Einbau. Nun wird das Projekt deutlich teurer, weil unter anderem wieder der Aufbau eines Gerüstes nötig ist. Von der Stadt und dem Besitzer des im Mai eröffneten Bonn Marriott World Conference Hotels, der DevelopVisio Real Estate Konferenzhotel GmbH, gab es auf GA-Anfrage nur eine gemeinsam abgestimmte Erklärung.

„Hinsichtlich der Planung und Umsetzung einer Unterhangdecke in der Welckerpassage haben die DevelopVisio Real Estate Konferenzhotel GmbH und die Bundesstadt Bonn in einem ersten Schritt vereinbart, ein Architekturbüro mit der Erstellung einer entsprechenden Vorplanung einschließlich Kostenschätzung zu beauftragen.“ Die GmbH ist eine Objektgesellschaft der BonnVisio Gruppe, die unter anderem in den vergangenen zehn Jahren den Bonner Bogen entwickelt hat. Geschäftsführer der BonnVisio ist der Bonner Unternehmer Jörg Haas.

Hinter den Kulissen war dagegen zu erfahren, dass es zwischen der Stadt und Haas zunächst zu Unstimmigkeiten wegen der Kostenübernahme gekommen war. Denn Eigentümer der Passage ist die DevelopVisio Real Estate Konferenzhotel GmbH. Die Versorgungsleitungen unterhalb der Decke gehören dagegen ausschließlich zum Konferenzzentrum, also wäre eigentlich die Stadt für Wartung und Pflege zuständig.

Die Frage, ob die Stadt trotzdem die Hotel GmbH hinsichtlich der Kosten mit in die Pflicht nehmen kann, beschäftigte zuletzt auch die Politiker im Unterausschuss Konferenzzentrum. Vorsitzender Tom Schmidt gab sich zuversichtlich, „dass wir zu einer einvernehmlichen Lösung kommen werden“. Wie die allerdings aussehen wird, war bislang nicht zu erfahren. Nur so viel: „Hier muss es nicht die teuerste aller Lösungen in schwarzem Streckmetall sein. Es wird andere praktische und gute Lösungen geben, und diese loten wir derzeit gemeinsam aus“, sagte Haas.

Und noch eine andere Baustelle am WCCB beschäftigt die Stadtverwaltung: Am Haupteingang zum neuen Kongresssaal soll ein Vordach errichtet werden. Damit will die Stadt vor allem einem Wunsch der UN und dem Betreiber des WCCB – die städtische Bonn CC GmbH – entsprechen. Grund: Das rund 1000 Quadratmeter große Vordach soll den Eingangsbereich vor allem beim Einlass der Teilnehmer besser vor Regen schützen.

Laut Presseamt befindet sich das mit rund 1,4 Millionen Euro kalkulierte Vordach derzeit in der Planungsphase. Dabei stehe das beauftragte Planungsbüro auch in Kontakt mit Yes-architecture. Schließlich pocht Ruth Berktold, die mit ihrer Kollegin Marion Wicher Ende 2004 den Architekten-Wettbewerb für das WCCB samt Hotel gewonnen hatte und mit ihr in München das Büro „Yes-architecture“ betreibt, auf das Urheberrecht.

„Wir arbeiten zurzeit an einigen Entwürfen für das Vordach und sind dabei auch in enger Abstimmung mit dem Büro Behnisch“, erklärte Berktold auf GA-Nachfrage. Das habe schließlich auch ein Wörtchen mitzureden, sagte sie. Denn gleich gegenüber dem Erweiterungsbau des WCCB befindet sich der ehemalige Plenarsaal, und den hat der inzwischen verstorbene Seniorchef des Büros, Günter Behnisch, einst geplant.

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