Sauberkeit in Bonn Ärger über Dreck auf Straßen und Plätzen

Bonn · Wer kennt das nicht? Überquellende Papierkörbe, rostende Fahrräder, vermüllte Ecken: Bonns Straßen und Plätze bieten nicht immer und überall einen schönen Anblick.

Ein Rundgang am Mittag durch die Innenstadt: Vor der Beethovenhalle liegen Plastikflaschen und Taschentücher im Gras, Pappen, Verpackungen und Flaschen auf dem Parkplatz im Marthashof. Auf dem Nordfeld vor dem Bahnhof zieht ein Flaschensammler mit geübtem Blick seine Kreise, in der Hand eine prall gefüllte bunte Tragetasche aus Plastik. „Ja, gibt reichlich“, sagt er kurz angebunden. Mehr mag er nicht sagen, „Geschäftsgeheimnis“.

Überquellende Papierkörbe, rostende Fahrräder, vermüllte Ecken: Bonns Straßen und Plätze bieten nicht immer und überall einen schönen Anblick. Bei der spontanen Runde durch die Stadt sind es nicht Müllberge, die zum Himmel stinken. Es ist eine Mischung aus schlecht gepflegter Infrastruktur wie schiefen Pollern, Asphaltschäden, zugewucherten Betonbeeten und Grünstreifen, die in Verbindung mit achtlos weggeworfenem Abfall Bonn einen schäbigen Eindruck verleihen.

Andere Städte könnten das besser, findet zum Beispiel Wolfgang Grießl, der Präsident der Industrie- und Handelskammer Bonn/ Rhein-Sieg. Wer in Münster aus dem Zug steige, finde eine aufgeräumte Stadt vor, sagte er kürzlich bei einem Empfang des Eigentümervereins Haus & Grund. „Es wäre wichtig, dass Bonnorange intensiver für eine schöne, saubere Stadt sorgt.“ Viel Kopfnicken in der Runde: Auch Dresden sei gepflegter als Bonn, meinte etwa Stadtdechant Wilfried Schumacher, der kürzlich in Sachsen war.

Stimmt das? „Die Fußgängerzone in der Prager Straße und die Innenstadt, wo Touristen sich aufhalten, werden jeden Tag gereinigt“, sagte Susanne Schwarz von der Stadtreinigung Dresden. Da Kehrmaschinen auf dem Kopfsteinpflaster nicht fahren dürfen, lesen Mitarbeiter mit Besen, Schaufel und Zwicke die Abfälle auf. „Die Mülleimer leeren wir im Sommer zwei- bis dreimal täglich.“

Auch in Münster hat man mit guten Ideen das Erscheinungsbild der Stadt verbessert. Dazu gehörten 16 sogenannte „Big Bellys“ – also Dickbäuche, verrät Manuela Feldmann, Sprecherin der Münsteraner Abfallwirtschaftsbetriebe. Das sind Mülleimer mit 120 Liter Volumen.

Ihr Clou: Sie zerkleinern den Müll automatisch und können so bis zu 700 Liter fassen – solarbetrieben. „Seither haben wir keine überquellenden Eimer mehr, zumal die Geräte via Internet melden, wenn sie voll sind.“ In Münsters Innenstadt werde darüber hinaus morgens und abends gereinigt, bei Bedarf auch zwischendurch.

Dazu sind Mitarbeiter mit Gluttons im Einsatz. Das sind große Staubsauger, die auch in Fugen, Ritzen und zwischen geparkte Fahrräder kommen. Doch viel Müll lande gar nicht erst auf der Straße, glaubt Feldmann. Ein wohnortnahes Netz mit elf Recyclinghöfen, Schrottcontainer und monatliche kostenlose Sperrmüllabfuhr trügen dazu bei. Im flächenmäßig halb so großen Bonn gibt es lediglich zwei Sammelstellen für Wert- und Schadstoffe in der Weststadt und in Bad Godesberg. Sperrmüll wird nur vierteljährlich abgeholt.

Ansonsten kann Bonn nach Angaben von Bonnorange durchaus mithalten: Die 1900 Mülleimer im Stadtgebiet würden wöchentlich kontrolliert und an viel frequentierten Stellen bis zu sechsmal täglich geleert, so das städtische Unternehmen, das am Donnerstag eine GA-Anfrage zum Thema nicht beantworten konnte, auf seiner Internetseite.

In den Innenstädten von Bonn und Bad Godesbergs sind 123 Straßenkehrer zweimal täglich im Einsatz, auf dem Münsterplatz und am Busbahnhof auch mit Maschinen samt Nassreinigung. Die Reinigung der Bürgersteige ist Aufgabe der Anwohner.

Vielleicht waren Wolfgang Grießl und Wilfried Schumacher zu sauberen Zeiten in Münster und Dresden. Mehr als 11 500 Münsteraner haben Ende März eine Woche lang ganze 39 Tonnen Müll und Unrat in ihrer Stadt gesammelt – so viel wie nie zuvor. In Dresden waren Mitte April 1800 Bürger für die Aktion „Sauber ist schöner“ unterwegs. Sie holten 140 Kubikmeter Abfall von Plätzen, Straßen und aus Parkanlagen, berichtet die Stadtreinigung Dresden. Eine solche Aktion gibt es auch in Bonn unter dem Namen „Picobello“. Allerdings findet sie erst zum Ende der Freiluftsaison statt, in diesem Jahr am 24. September.

Haben Sie Fotos von Schmuddelecken in Bonn? Dann mailen Sie sie uns mit einer kurzen Beschreibung an bonn@ga.de

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