Bilanz der DLRG „Rheinschwimmen ist wie Spielen auf der A 2“

Bonn · Wie gefährlich es sogar für Profis ist, im Rhein zu schwimmen, konnte man am Donnerstag an der Promenade am Schaumburger Hof beobachten. Ein Rettungsschwimmer der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) versuchte, gegen die Strömung anzukommen – und gab schließlich außer Atem auf.

Im Rhein schwimmen zu gehen sei genauso, als würde man mit seinen Kindern auf der A 2 spielen, sagte Pressesprecher Achim Wiese. Es war ein Baustein der Bilanz-Pressekonferenz, bei der die DLRG-Vertreter das vergangene Jahr Revue passieren ließen.

Ertrunkene: 488 Menschen sind im vergangenen Jahr in Deutschland ertrunken, davon kamen 70 in Nordrhein-Westfalen ums Leben, sagte Vizepräsident Achim Haag. 54 Prozent der Ertrunkenen waren älter als 50 Jahre, 80 Prozent sind männlich. Insgesamt waren es 100 Todesfälle mehr als 2014. „Mehr als die Hälfte geschieht in den Sommermonaten. Viele ertrinken in Flüssen und Bächen“, so Haag. Die Ursachen sind vielfältig: Fehlender Rettungsdienst, Leichtsinn, falsche Selbsteinschätzung oder auch Alkohol gehören dazu.

Flüchtlinge: Bundesweit sind im vergangenen Jahr 27 Flüchtlinge ertrunken, in diesem Jahr waren es bereits 17. Gründe dafür sehen Wiese und Frank Villmow, Leiter der Verbandskommunikation, unter anderem darin, dass viele in ihren Heimatländern wenig oder gar keinen Kontakt zu Wasser hatten. Außerdem spiele Leichtsinn ebenso eine Rolle wie mangelnde Sprachkenntnisse – Warntafeln werden nicht verstanden. Dem will die DLRG mit Flyern auf deutsch, englisch, französisch und arabisch entgegentreten, die sie den Kommunen als Druckvorlage zur Verfügung stellt.

Einsätze: 673 Menschen konnte die DLRG 2015 retten. 36 909 Mal wurde Erste Hilfe am und im Wasser geleistet. 219 765 Erwachsene und Kinder wurden von 34 893 Ausbildern geprüft, 67 255 davon legten die Rettungsschwimmerprüfung ab. Insgesamt verzeichnete die Organisation 7 093 044 geleistete Ehrenamtsstunden. Würde man den Mindestlohn ansetzen, habe man Staat und Gesellschaft durch den Einsatz 59,5 Millionen Euro gespart, sagte Haag. Die Organisation hat 549 592 Mitglieder und 850 000 Förderer, der Bonner Bezirk hat 2700 Mitglieder – mehr als Köln und Düsseldorf, sagte Bezirksleiter Klaus-Peter Hentschel.

Bäderpolitik: Die DLRG sieht die Entwicklung, dass immer mehr Schwimmbäder geschlossen werden, sehr kritisch. In den vergangenen sieben Jahren seien in Deutschland 371 Bäder geschlossen worden, weitere 671 seien akut von der Schließung bedroht, so Haag. Mindestens 25 Prozent der Grundschulen hätten keinen Zugang zu Schwimmbädern. „Dabei handelt es sich um eine Daseinsvorsorge. Die rechnet sich zwar nicht, aber sie soll Schutz und Sicherheit geben“, sagte Wiese. Sollte das Kurfürstenbad geschlossen werden, sei dies auch für die DLRG ein Problem, ergänzte Hentschel. Dort gebe man viele Kurse – dies sei ein finanzielles Standbein für die Ehrenamtlichen. Falle dies weg „wird unsere Leistungsfähigkeit in Bad Godesberg abnehmen“.

Auslandseinsatz: Erstmals verzeichnete die DLRG 2015 einen Auslandseinsatz. In Griechenland halfen extra dafür ausgebildete Rettungsschwimmer bis Anfang Juni der dortigen Küstenwache bei der Rettung von Flüchtlingen. Man habe in acht Wochen mehr als 1000 Personen in Sicherheit gebracht. Auch dieser Einsatz wurde über Spenden finanziert.

App: Es gibt eine DLRG-App, bei der es Infos zu Stränden an der Küste und im Binnenland gibt. Dort erfährt man, ob die Strände bewacht sind und ob dort das Schwimmen erlaubt ist oder nicht.

Hochwasser: 200 Helfer packten bei den Überflutungen in Hessen, Baden-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen an. 20 Menschen wurden mit dem Hubschrauber gerettet, 100 am Boden.

Bonn: 2015 verzeichnete die DLRG in Bonn 20 Einsätze wegen Personen im Rhein, zwei konnten geborgen werden. Die anderen kamen entweder ums Leben, konnten sich selbst retten oder es handelte sich um Fehlalarme.

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