Aufzug und Rolltreppe defekt Ärger um Zugänge am Bonner Hauptbahnhof

BONN · Barrierefreiheit sieht anders aus: Der Hauptbahnhof ist für Behinderte derzeit nur schwer zugänglich. Sowohl der Aufzug an der Quantiusstraße als auch die Rolltreppe zum Bahnsteig 1 sind defekt.

Von barrierefreier Erreichbarkeit des Bonner Hauptbahnhofs kann derzeit nur bedingt die Rede sein. Der Aufzug an der Quantiusstraße ist offenbar seit mehreren Wochen defekt. Diesen Schluss lässt zumindest die Lektüre eines Aufklebers zu, der unter der Überschrift „Wir sorgen für einen reibungslosen Ablauf!“ darauf hinweist, dass die Deutsche Bahn Serviceleistungen ausführe: „Daher ist diese Anlage vorübergehend nicht nutzbar.“

Vermutlich werden es Bahnreisende gewesen sein, die mit Kugelschreiber darauf handschriftlich Folgendes notiert haben: „Samstag, 11. Mai 2019 Murks, 1. Juni immer noch defekt, 5. Juni defekt.“ Ein Bahnsprecher sagte dem GA, der Aufzug sei erst seit einigen Tagen kaputt und solle in der kommenden Woche wieder zur Verfügung stehen. Dem Hersteller zufolge müsse eine defekte Platine ausgetauscht werden. Womöglich sei der Aufkleber nach einer zwischenzeitlichen Reparatur nicht entfernt worden.

Rolltreppe zu Gleis 1 steht still

Pendlern bleibt derzeit von der Quantiusstraße aus nur der Weg über zwei lange Treppen, um den nördlichen Tunnel zu erreichen, den einzigen direkten Zugang zu den Aufzügen im Hauptbahnhof. Alternativ können sie den etwa 100 Meter entfernten südlichen Tunnel barrierefrei über eine Rampe erreichen. Von dort führen aber fast ausschließlich Treppen zu den Bahnsteigen, nur Bahnsteig 1 ist per Rolltreppe zu erreichen. Wer zu den Aufzügen gelangen will, muss entweder diesen Weg wählen oder bis zur neuen Passage unter dem Maximilian-Center durchgehen, um den nördlichen Tunnel zu erreichen. Immerhin ist der Aufzug in der nördlichen Unterführung zu den wichtigen Bahnsteigen 2/3 seit Dienstag wieder in Betrieb. Das „hydraulische Problem“ sei laut Bahnsprecher innerhalb weniger Tage behoben worden.

Seit mehreren Wochen steht ein paar Meter weiter die Rolltreppe hoch zum Bahnsteig 1 still. Dazu teilte der Bahnsprecher mit: „Sie ist begutachtet worden. Den kaputten Antrieb muss ein Fachunternehmen austauschen.“ Da eine Maßanfertigung notwendig sei, habe die Bahn Angebote eingeholt und rechne damit, dass das beauftragte Unternehmen bis Mitte Juli den Auftrag abgearbeitet habe.

Einem GA-Leser war zudem aufgefallen, dass die Kanten der Stufen an der Treppe zur Quantiusstraße Richtung Intercityhotel an den Bruchstellen „zum Teil seit Monaten“ gelb markiert seien, aber nicht ausgetauscht würden. Es bestehe die Gefahr, dass Pendler ausrutschten. Dazu teilte die DB mit, dass die Reparatur der Schäden beauftragt sei.

Konflikte bei Reparatur von Rolltreppen und Aufzüge

Wenig erfreut ist der Behindertenbeauftragte der Stadt, Claus Parlow, über die schwierige Erreichbarkeit des Hauptbahnhofs für Behinderte. Schließlich sei auch die vom Bauunternehmer Ten Brinke (Projekt: Maximilian-Center) errichtete Rolltreppe, die auf das Bahnhofsfoyer hinführt, noch nicht in Betrieb.

„Leider macht die Bahn das häufig so“, sagte Parlow. Er befinde sich auch in seiner Rolle als Vorsitzender der Behinderten-Gemeinschaft in „ständigen Konflikten“, wenn es um die Reparatur von Rolltreppen oder Aufzügen gehe. „Im Gegensatz zu den Stadtwerken, die meistens schnell reagieren, macht die Deutsche Bahn oft keine Anstalten.“ Mal heiße es, es gebe keine Ersatzteile, mal fehlten Installateure. Immerhin habe sich mit der Teilöffnung des Bahnsteigs 1 für Nahverkehrszüge Richtung Köln die Situation für die Pendler verbessert. Die Behinderten-Gemeinschaft habe die Stadt vor einiger Zeit aufgefordert, mit der Bahn Kontakt aufzunehmen, um den Bau einer seitlichen Rampe anzuregen. Über diese könnten Rollstuhlfahrer über den Haupteingang ins Foyer gelangen. „Geschehen ist bisher nichts“, so Parlow.

Der Bahnsprecher erklärte auf Nachfrage, dass der DB daran gelegen sei, eine barrierefreie Infrastruktur zur Verfügung zu stellen und Defekte schnell zu reparieren. Die Verfügbarkeit in NRW liege bei mehr als 97 Prozent. Für einfache Reparaturen sei die eigene Schwester DB Services zuständig. Wenn es allerdings um größere Schwierigkeiten und die Beschaffung von Ersatzteilen oder Maßanfertigungen gehe, seien die Herstellerbetriebe gefragt.

„Wir müssen auch wirtschaftlich handeln und Angebote einholen und vergleichen.“ Aus diesem Grund könne auch nicht jede ältere Anlage einfach durch eine neue ersetzt werden. Im Zuge der laufenden Sanierung des Bad Godesberger Bahnhofs hatte die DB erhebliche Schwierigkeiten mit den Aufzügen. Ein neuer Lift funktionierte auch ein Jahr nach dem Einbau noch nicht, zwei weitere liefen erst nach erheblichen Verzögerungen.

Die DB bietet unter www.bahn.de/barrierefrei einen Mobilitätsservice an. Gehbehinderte können sich per Mail an msz@deutschebahn.com wenden, wenn sie eine Reise planen. Die App DB barrierefrei zeigt defekte Rolltreppen und Aufzüge an.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort