Haus des Bonner Bürgervereins Ein Aufschrei und fünf Zentner Dynamit

BONN · Auch 45 Jahre nach seiner Sprengung ist das Haus des Bonner Bürgervereins (BBV) nicht vergessen. Bei einem Ortstermin im Oktober 2014 erinnert StattReisen-Führerin Sigrid Lange an das ehrwürdige Gebäude, das an der Ecke Prinz-Albert-Straße/Poppelsdorfer Allee stand.

1972 wurde dort das Hotel Bristol eröffnet.

1972 wurde dort das Hotel Bristol eröffnet.

Foto: GA-Archiv

Hier am heutigen Bristol startet die Kunsthistorikerin stets ihre Tour durch die Gründerzeit. Denn auf dieser Fläche stand von 1906 bis 1969 das Haus des Bonner Bürgervereins, in dem fast 20 Jahre lang auch das Bonner Stadttheater untergebracht war.

Die Versicherungsgesellschaft Deutscher Herold kaufte bis Ende der 60er Jahre fast alle Häuser des Karrees zwischen Bonner Talweg und der Prinz-Albert-Straße und wollte diesen Bereich nach damals städtebaulich modernen Gesichtspunkten erneuern.

Der Abriss glich einem Drama

Der in diesem Zuge erfolgte Abriss des Prachtbaus im März 1969 glich einem Drama, sagt Sigrid Lange. "Da haben die Bonner aufgeschrien." Ein Aufschrei, der etwas bewirkte. Denn danach griff in vielen Fällen der Denkmalschutz, unter dem in der Südstadt bis heute noch rund 1600 Häuser stehen.

So wurde die neben dem Bristol stehende klassizistische Villa verschont und nur der nicht geschützte Anbau abgerissen. Das Hotel wurde nach den Plänen des Bonner Architekten Ernst van Dorp gebaut und 1972 eröffnet.

Doch zuvor musste das alte Haus gesprengt werden. Fünf Zentner Dynamit werden dazu am Samstag, 22. März 1969, verwendet. Um 15.45 Uhr gibt Sprengmeister Otto Wendt aus Stollwerk das trompetenähnliche Signal.

Dann kurbelt er sein Ladegerät an und drückt auf den Auslöser. Nach einem kräftigen Schlag erscheint dort, wo kurz zuvor das Haus des Bonner Bürgervereins stand, urplötzlich eine riesige Staubwand. Die Bonner Feuerwehr bekämpft die Staubmassen danach nach Kräften. So berichtet es der General-Anzeiger vom Montag, 24. März 1969.

Beinahe wäre eine Person ums Leben gekommen

Beinahe wäre bei der Sprengung jemand ums Leben gekommen, berichtet der GA: "Etwa eine Viertelstunde vor der Sprengung erschienen ein paar Stadtstreicher und meldeten den Arbeitern, es sei durchaus möglich, dass noch ein Mitglied ihrer Zunft in einem Raum des BBV sein Schläfchen halte. Große Aufregung allenthalben. Das Gebäude wird durchsucht, der Tippelbruder tatsächlich aufgefunden."

In 850 Bohrlöchern bringen die Sprengstoff-Spezialisten fünf Zentner Dynamit unter, der in zwei Phasen zur Zündung gebracht wird. Nach Phase zwei hält der Chronist des General-Anzeigers fest: "Schließlich verzieht sich der Staub und gibt nach und nach den Blick auf den Bürgerverein frei, oder besser gesagt auf das, was einmal der Bürgerverein war."

45 Jahre später ist das Haus des Bonner Bürgervereins in der Erinnerung vieler Bonner nach wie vor lebendig.

"Viele trauern dem Haus immer noch nach", berichtet Mahmoud Karim, Direktor des Günnewig Hotels Bristol, das 1972 auf dem Gelände des abgerissenen Bürgerhauses eröffnet wurde. Als kleine Erinnerung hat das Bristol dem Gebäude des Bonner Bürgervereins die "Bürgerstube" gewidmet, die in der Restaurant-Kneipe "Kupferklause" beheimatet ist. Ein kleiner Trost.

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