Bonner Stadtsportbund "Sport kann Image und Wir-Gefühl einer Stadt stärken"

Bonn · Achim Dehnen steht nicht in der allerersten Reihe, wenn der Bonner Sport für seine Belange streitet. Aber seine Argumentationshilfen sind unverzichtbar. Dehnen kann Etats lesen, interpretieren und die Zahlen in Relation setzen. Mit dem Vorstand Finanzen beim Stadtsportbund (SSB) sprach Gert auf der Heide.

 Rin mit der Pille.

Rin mit der Pille.

Foto: Burkhard Mohr

Fühlt sich der Sport bei der Stadt Bonn inzwischen gut aufgehoben?
Achim Dehnen: Es ist einiges besser geworden, nicht zuletzt durch den Sportfördervertrag, der 1,3 Millionen Euro pro Jahr zusichert. Das ermöglicht Planungssicherheit. Aber es gibt schon noch eine Wunschliste: Sportstättenkataster, Sportentwicklungsplan, Haus des Sports, um nur das Wichtigste zu nennen.

In Euro ausgedrückt: Was ist der Stadt ihr Sport wert?
Dehnen: 15,1 Millionen, das ist das, was der Steuerzahler einbringt. Davon sind 6,7 Millionen für den "trockenen" Sport, also die Plätze und Hallen, sowie 5,8 für den "nassen" Sport, also die Bäder. Hinzu kommen die Personalkosten für das Sport- und Bäderamt und dann die eigentliche Sportförderung mit 1,3 Millionen.

Die Sportförderung war früher signifikant geringer. Ist der Vorwurf der unverhältnismäßigen Kürzungen damit vom Tisch?
Dehnen: Nein, der Sport soll ja im Rahmen der Haushaltskonsolidierung rund drei Millionen im Jahr einsparen, das sind ziemlich genau 20 Prozent des Sportetats. Die Gemeindeprüfungsanstalt hat aber bekanntlich nicht die Sportaufwendungen, sondern die Kultursubventionen als stark überhöht kritisiert. Die Kultur wird hier mit 100 Prozent über dem Landesdurchschnitt gefördert.

Wie kann der Sport weitere Beiträge zu den Sparzielen leisten?
Dehnen: Indem er mehr Eigenverantwortung übernimmt. Vereine könnten Sportstätten übernehmen, auch Teilleistungen wie Unterhalts- oder Pflegearbeiten. Die SSF Bonn und die Schwimmgemeinschaft Wachtberg/Godesberg haben beantragt, die Betriebsführung im Frankenbad und der Beueler Bütt zu bekommen. Das allein würde mehrere hunderttausend Euro pro Jahr sparen. Und der Stadtsportbund wäre bereit und in der Lage, zum Beispiel die Sportstättenvergabe zu organisieren. Dann brauchte man weniger Personal im Sport- und Bäderamt. Das wäre übrigens nicht einmal Neuland, in Hamburg etwa läuft das schon jetzt so.

Ist das Sport- und Bäderamt überflüssig?
Dehnen: Definitiv nein. Aber es sollte mehr Dienstleister als Verwalter sein. Und es sollte den Sport quasi als Drehscheibe in die Verwaltung hineintragen. Da liegt viel Potenzial brach in der Zusammenarbeit mit Bereichen wie Schule, Gesundheit, Familie, Stadtentwicklung oder Integration.

Bad Godesberg ist dafür nicht der optimale Standort. Müsste das Sport- und Bäderamt nicht mitten ins Stadthaus?
Dehnen: Besser in ein Haus des Sports. Sport- und Bäderamt gemeinsam mit dem Stadtsportbund unter einem Dach. Zentral gelegen, für die Bevölkerung offen, mit breitem Informationsangebot und Tagungsräumen - dann hätte der Sport eine Anlaufstelle. Und er wäre sichtbar in der Stadt. Wenn man so will, wie das Haus der Bildung.

Beim SSB gibt's die "Vision 2030"; braucht nicht auch die Stadt ein Thesenpapier, wohin es mit dem Sport gehen soll?
Dehnen: Begrenzte Haushaltsmittel erfordern genaue und langfristige Planung. Hier sehe ich den Kultur- und Sportdezernenten Martin Schumacher in der Pflicht, endlich den versprochenen Sportentwicklungsplan anzupacken.

Der Bonner Sport und die Bonner Unternehmen sind nie wirklich zusammengekommen, die Telekom mal außen vor. Wie kann man das ändern?
Dehnen: Das hat auch der Sport selbst verschlafen. Derzeit reden wir mit der IHK und dem Kreissportbund Rhein-Sieg über Möglichkeiten, Unternehmen und Vereine zusammenzubringen. Das muss ja nicht immer ein großes Sponsoring wie beim Basketball sein. Firmen könnten ihren Arbeitnehmern die Mitgliedschaft in einem Sportverein bezahlen. Oder sie könnten den Leistungssport fördern, indem sie verstärkt duale Karrieren ermöglichen. Sportler sind diszipliniert und leistungsbereit. Genau das wollen die Unternehmen doch.

Sehen Sie auch die Stadt in der Pflicht, wenn es um die Förderung des Leistungssports geht?
Dehnen: Breite braucht Spitze. Große Sportveranstaltungen und erfolgreiche einheimische Sportler stärken das Image einer Stadt. Sie stärken das Wir-Gefühl und geben Impulse für den Breitensport. Das heißt aber nicht, dass wir mehr Geld verlangen. Es erfordert aber ein neues Denken in der Bewertung der Rolle des Sports für die Stadtgesellschaft.

Was erwarten Sie vom neuen Oberbürgermeister?
Dehnen: Dass er das Haus des Sports in Bonn zügig realisiert.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort