Hindemith-Matinee in der Bonner Oper Mann gegen Frau

bonn · Das Drama kommt von rechts oben, aus dem Intendantenflur. Darauf sollten sich die Besucher des Einakter-Triptychons von Paul Hindemith, das Sonntag in der Bonner Oper seine Premiere feiert, schon mal gefasst machen.

Generalmusikdirektor Blunier und Generalintendant Klaus Weise enthüllten dieses kleine musikalisch-dramaturgische Detail der Inszenierung schon mal vorab - ohne dabei jedoch zu viel zu verraten.

"Ich kann ihnen keinen Skandal versprechen, wir leben in permissiven Zeiten", hatte Generalintendant Weise zuvor lakonisch gesagt. Dabei hätte Hindemiths selten aufgeführtes Werk durchaus das Potenzial dazu, so wie es bei der Uraufführung der ersten beiden Einakter 1921 zu regelrechten Hasstiraden gegen die Musik des Bürgerschrecks Hindemith kam.

Derartiges ist in Bonn wohl eher nicht zu befürchten. Zu Beginn der Einführung gab Susanne Schaal-Gotthardt, Direktorin des Frankfurter Hindemith-Instituts, eine Einführung in das Leben Hindemiths und die Genese der Einakter, die sich alle um den "archetypischen Kampf zwischen Mann und Frau" drehen.

Doch trotz dieses roten Fadens sind alle drei Einakter unterschiedlich: Stehen in "Mörder, Hoffnung der Frauen" etwa noch die "Radikalität des Ausdrucks" und der "Bruch von Konventionen" im Vordergrund, handelt es sich bei "Das Nusch Nuschi" um ein parodistisches Stück.

In musikalischer Hinsicht gab Stefan Blunier Einblicke in seine Arbeit. Hindemith Stil bezeichnete er als "handwerklich unantastbar, das ist pure deutsche Wertarbeit" Das führte das Ensemble der Bonner Oper sogleich überdeutlich vor. Anjara I. Bartz etwa sang die Erzählung der Susanna aus "Sancta Susanna", ein Einakter, der, so Blunier, "26 Minuten Dauerspannung verheißt, die sich erst in den letzten Tönen löst.

Das ist fantastisch komponiert." Christopher Arpin, der auch den ersten Takte aus dem Mörder-Einakter gespielt hatte, begleitete die Solisten an diesem Vormittag mit gewohnter Fingerfertigkeit, so auch Julia Kamenik, Susanne Blattert und Roman Sadnik. Letzterer gibt im Nusch Nuschi den Tumtum.

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