Ausstellung im Foyer Vor 50 Jahren wurde das Bonner Opernhaus eröffnet

BONN · Sie habe irgendwann die Idee gehabt, ein Drama in fünf Akten und einen Prolog zu zeigen, erzählt Dorothee van Rey über die ab morgen im Foyer der Bonner Oper zu sehende Ausstellung über die wechselvolle Geschichte des Hauses, das vor 50 Jahren, im Mai 1965 eröffnet wurde.

 Blick in die Ausstellung: Modelle, Schautafeln, Fotos und Dokumente prägen die Schau.

Blick in die Ausstellung: Modelle, Schautafeln, Fotos und Dokumente prägen die Schau.

Foto: Thilo Beu

Jeder Akt schiebt sich wuchtig als Block in den Raum und ist gespickt mit zahlreichen Dokumenten, Zeitungsausschnitten, Fotos und Modellen. Die Seitengassen dieser Schaubühne ergänzen das Programm mit "Zwischenspielen", das sind weitere Infotafeln an den Fenstern des Foyers, die etwa unter der Schlagzeile "Immer unter Druck" das keineswegs immer einfache Verhältnis von Theater und Politik beleuchten. Man erfährt zum Beispiel, dass sich die Bonner schon Anfang der 70er Jahre gegen Fusionspläne mit Köln zur Wehr setzten.

Auf der gegenüberliegenden Seite warten auch einige originale Kostüme aus den vergangenen Jahrzehnten, darunter aus Jean-Claude Ribers "Walküre", mit der sich der ebenso geliebte wie gehasste Opernintendant 1992 aus Bonn verabschiedete. Besonders spektakulär: die überdimensionalen Köpfe aus Jaroslav Chundelas Inszenierung des Schiller'schen "Wallenstein" aus demselben Jahr.

In den vergangenen Monaten haben Dorothee van Rey und ihre nicht weniger theaterbegeisterte Co-Kuratorin Andrea Schmitt, die ebenfalls beim Stadtarchiv arbeitet, eine Fülle Material zutage gefördert.

Neunzig Prozent der gezeigten Ausstellungsstücke entstammen dem Stadtarchiv, sagt van Rey, der Rest, worunter sich wahre Schätze befinden, aus dem Fundus des LVR-Landesmuseums, des Schafgans-Archivs, der theaterwissenschaftlichen Sammlung der Universität Köln, der Numismatischen Gesellschaft Bonner Münzfreunde und aus privaten Beständen. Im Foyer habe sie gerade die Hälfte des ausstellungswürdigen Materials unterbringen können, sagt van Rey.

Die Ausstellung beginnt dramaturgisch korrekt mit einem "Prolog". Dort geht es um die Vorgeschichte, den Provisorien der Vorkriegszeit und um die Eröffnung des neuen Hauses, das damals für 23 Millionen Mark errichtet wurde und zu den modernsten Häusern der jungen Republik zählte.

Bei der Betrachtung der chronologischen Schau stößt man immer wieder auf überaus spannende Details, zum Beispiel über die Entführung des südkoreanischen Komponisten Isang Yun durch den Geheimdienst seines Heimatlandes. 500 Menschen demonstrierten daraufhin in Bonn vor der Botschaft seines Landes für die Freilassung.

Besonderes Gewicht erhält freilich das Wirken der Intendanten, die in getrennten oder zusammengeführten Sparten ihre Zeit prägten. Jean-Claude Riber, der mit erheblichen Bundesmitteln die Vision einer Scala am Rhein zu etablieren suchte, und sein Schauspielkollege Peter Eschberg, der meinte, Großstadtkultur habe nichts mit Repräsentationskultur zu tun, sondern müsse das Theater und das Nachdenken über Theater ohne provinzielle Einschränkungen ermöglichen.

Dieser Mann machte mit Stücken von Elfriede Jelinek und Botho Strauß anspruchsvolles Schauspiel, scheute sich aber auch nicht, die damals noch jungen "Toten Hosen" den Soundtrack zu Anthony Burgess' "Uhrwerk Orange" schreiben und live spielen zu lassen: "Theater warnt: Herzkranke bleibt zu Hause!" titelte eine Boulevard-Zeitung über die Inszenierung in den Kammerspielen. Gleichviel: Mit "Hier kommt Alex" hat die Band in Bonn Popmusikgeschichte geschrieben.

Die Akte III bis V lassen die jüngere Geschichte nach der Wende wieder lebendig werden, die mit Gian-Carlo del Monacos opulentem und oft auch umstrittenen Musiktheater begann.

Es ist die Rede von Einsparungen nach del Monacos Zeit und großem Theater, das dennoch möglich war. Das haben die Generalintendanten Manfred Beilharz, Arnold Petersen, Klaus Weise gezeigt. Der Amtszeit des aktuellen Chefs Bernhard Helmich gewidmete (vorläufig) letzte Akt ist mit "Katastrophe oder Happy End?" überschrieben. Die Antwort liefern vielleicht kommende Ausstellungen.

Eröffnung am Sonntag, 4. Oktober, 16 Uhr. Die Ausstellung ist immer an den Vorstellungstagen für die Besucher geöffnet. Der Eintritt ist frei.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort