"Spaß und Satire Open" beim Prix Pantheon "Suchtpotenzial" und Sebastian Nitsch setzen sich durch

Bonn · Suchtpotenzial, Sebastian Nitsch und Jürgen von der Lippe heißen die Preisträger 2015 in den Kategorien "Beklatscht und Ausgebuht" (Publikumspreis), "Frühreif und Verdorben" (Jurypreis) sowie "Reif und Bekloppt" (Sonderpreis). Vergeben von Pantheon-Chef Rainer Pause und dem Vorsitzenden der Jury, Bodo Wartke, vor den Gästen im Pantheon Theater und den Zuschauern des WDR-Fernsehens.

 Gute Laune im Pantheon: Gruppenbild mit Jürgen von der Lippe (im Hawaiihemd). FOTO: PANTHEON

Gute Laune im Pantheon: Gruppenbild mit Jürgen von der Lippe (im Hawaiihemd). FOTO: PANTHEON

Die wohl originellste Begründung, die es geben kann, um den Prix Pantheon zu gewinnen? "Ich hab sonst so gar nichts zum Muttertag." Sie stammt von Friedemann Weise. Der musste sich allerdings dann doch noch etwas anderes einfallen lassen, denn die begehrte Trophäe ging nicht an ihn. Suchtpotenzial, Sebastian Nitsch und Jürgen von der Lippe heißen die Preisträger 2015 in den Kategorien "Beklatscht und Ausgebuht" (Publikumspreis), "Frühreif und Verdorben" (Jurypreis) sowie "Reif und Bekloppt" (Sonderpreis). Vergeben von Pantheon-Chef Rainer Pause und dem Vorsitzenden der Jury, Bodo Wartke, vor den Gästen im Pantheon Theater und den Zuschauern des WDR-Fernsehens da draußen an den Bildschirmen. Unzensiert, live und in Farbe, aber dafür nun wieder ohne die Online-Abstimmung "Beklatscht und Gevotet".

Man kann eben nichts alles haben. Aber dafür einen routinierten Abend mit einem jovialen Florian Schroeder, der sich als Moderator die Freiheit nimmt, ein paar gute Bekannte mitzubringen. So wie Kollege Günther Jauch und die Kanzlerin - selbstredend. Mit illustren Preisträgern wie Tobias Mann und Torsten Sträter - die gekürten Publikumslieblinge der Jahre 2008 und 2013, Rainald Grebe - frühreif und verdorben seit nunmehr zwölf Jahren - sowie Wilfried Schmickler - der sich seit 2007 mit Fug und Recht als "Reif und Bekloppt" bezeichnen darf.

Schmickler trägt auf der Bühne Schwarz - ganz und ausschließlich, passend zum politischen Kabarett. Käme Jürgen von der Lippe nicht in den Sinn - zumindest nicht ohne Hawaiihemd dazu. Der Mann hat ein sonniges Selbstbewusstsein. Dies nur an diejenigen, die bei seinem Erscheinungsbild, bei seinen Liedern und Witzen turnusgemäß das Gesicht verziehen. Es ficht ihn nicht an - den Moderator von Kultsendungen wie "So isses", "WWF Club", "Geld oder Liebe" und "Was liest du?" Die fröhlichen Glückwünsche der selbst nicht unbedingt auf den Mund gefallenen Carolin Kebekus (Prix Pantheon Fernsehpublikumspreis 2008) per Monitor hat er verdient - ebenso wie all die herzlichen Lacher derer, die sich an so einem Abend auch mal über eine hochgezogene Augenbraue am Nebentisch hinwegsetzen.

Ariane Müller und Julia Gámez Martin vom Duo Suchtpotenzial hätten wohl auch keine Berührungsängste. Allein ihr fröhlicher Trailer "Noch zwölf Bier bis zur Entscheidung. Aber das schaffen wir" nordet sie entsprechend ein. Ihr Medley aus Musical, Oper, Gangsta-Rap und Heimatfilm hat die Frische und Unbeschwertheit, die an solchen Abenden immer für einen Preis gut ist. So die plebiszitäre Entscheidung angesichts eines mit Till Reiners, Kai Spitzl und Friedemann Weise ausgesprochen stark besetzten Feldes Die Quintessenz liefert zu guter Letzt Sebastian Nitsch: "Es geht gar nicht mal darum, wer nun da oben steht. Wenn man es schafft, dass die Zuschauer sich einem öffnen und anders rausgehen, als sie gekommen sind - das ist es." Und dem ist nichts hinzuzufügen.

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