Band Juli mit neuem Album Schwimmen im blauen Meer

Bei den Zugaben kam sie dann, die "Perfekte Welle", mit der Juli 2004 den Durchbruch schaffte. Das Lied wurde zum Hit, obgleich die Radiosender nach dem Tsunami in Südostasien mit rund 230 000 Todesopfern beschlossen hatten, die "Perfekte Welle" zunächst nicht mehr zu spielen.

 Perfekte Welle: Juli-Frontfrau Eva Briegel in Aktion.

Perfekte Welle: Juli-Frontfrau Eva Briegel in Aktion.

Foto: Thomas Brill

Aber auch nach über zehn Jahren scheint die Juli-Welle noch nicht verebbt. Gut 700 Fans im Kölner Gloria bejubeln das Quintett, das mit seinem jüngsten Album "Insel" weitgehend beweist, dass musikalische Leidenschaft und Ideenreichtum noch immer vorhanden sind.

Bassist Andreas Herde und Marcel Römer am Schlagzeug geben den Rhythmus vor, die Fans haben sogleich begriffen und klatschen im Takt mit. "Wenn sich alles bewegt" vom "Insel"-Album eröffnet das Konzert, und obgleich Eva Briegel von Suche und Vermissen singt, geht die Band mit Jonas Pfetzing und Simon Triebel an den Gitarren durchweg kraftvoll ans Werk, verströmt musikalisch zumindest einen Hauch von Zuversicht.

Mit "Wasserfall" steigert sich danach zwar das Tempo noch ein wenig, doch mit Zeilen wie "Unsere Liebe ist ein Wasserfall, es gibt keinen Weg zurück", bleibt Juli textlich sehr an der Oberfläche und weit hinter der gewohnten Qualität zurück. Fast peinlich wird es, als Eva Briegel das Mikro Richtung Publikum hält, um die Live-Atmosphäre einzufangen, und obwohl nur einige wenige Fans beim Refrain mitsingen, werden sie dennoch von der Sängerin wegen ihrer Textsicherheit gelobt.

In Richtung Rock geht dann das Lied "Maschinen". "Seit drei Jahren träumen wir davon, dass das Publikum Folgendes macht", versucht es die 36-jährige Frontfrau erneut mit der Publikumsanimation, diesmal mir mehr Erfolg, denn die rhythmische Klatschsalve setzt auf den Punkt ein. Das eher nachdenkliche Lied hätte aber auf diese rhythmische Garnitur gut verzichten können.

Beim Titelsong des Albums "Insel" erzählt Eva Briegel schließlich von ihrem Herzen, das als Insel im blauen Meer schwimmt. Wüsste man es nicht besser, hätte man den Titel glatt für eine Persiflage auf Nena und ihre spezielle Jungmädchen-Naivität halten können. Allerdings hat Juli auch einige Hits im Gepäck, gefeiert werden schließlich "Elektrisches Gefühl", "Geile Zeit" und natürlich die "Perfekte Welle".

Die Songs von "Insel" hinterlassen zwiespältige Gefühle, Juli bräuchte mal wieder einen Hit von der Wucht der Welle und nicht nur dieses musikalische Kabbelwasser.

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