Beethovenfest in Bonn Nike Wagners programmatischer Festvortrag zur Eröffnung

BONN · Für ihre geschliffenen Worte, ihre feine Ironie und ihre unbeugsame Haltung ist Nike Wagner seit jeher bekannt. Auch an ihrem aktuellen Arbeitsplatz möchte die neue Intendantin des Beethovenfestes das Publikum an diesen Eigenschaften teilhaben lassen.

 Festrednerin: Intendantin Nike Wagner.

Festrednerin: Intendantin Nike Wagner.

Foto: Barbara Frommann

Bei der Premiere der Eröffnungsmatinee, wie sie in dieser Form für die kommenden Jahren fest eingeplant ist, war am Samstag in der Aula der Universität neben ihrem Festvortrag "Einstimmen auf B" Musik zeitgenössischer Komponisten zu hören, die vom Beethoven Orchester unter Leitung von Stefan Blunier und dem Pianisten Shinnosuke Inugai gespielt wurde.

Wagners Rede hatte durchaus programmatische Züge. Den "Titanen Beethoven" gebe es nicht mehr, sagte sie. Dafür aber den Visionär und Menschenrechtler. Dem müsse man gerecht werden. "Wir werden Beethoven nun Denkmäler errichten", sagte sie auch im Hinblick auf das Jubiläumsjahr 2020, und ergänzte: "Keine bronzenen freilich und auch keine pseudoprovokanten à la Lüpertz". Sie hat vielmehr "Nachdenkmäler" im Sinn, etwa mit dramaturgisch geschärften Programmen.

Nike Wagner - das wurde in ihrem Vortrag deutlich - tritt reinen Marketing-Strategien reserviert gegenüber. "Wenn unsere Kultur Beethoven will, muss sie sich mit seinem Geist auseinandersetzen", sagte sie. Und sie gab ein Versprechen: "Eines werden wir nicht tun: Beethovens Ethos und seinen hohen Ton der Unterhaltungsindustrie ausliefern."

[kein Linktext vorhanden]Die Musik, die vor und nach der mit viel Beifall aufgenommenen Rede gespielt wurde, machte deutlich, wie sie sich den Umgang mit Beethoven vorstellt: Kreativ. In Reiner Bredemyers für Klavier und Orchester komponierten Beitrag für waren ein Eroica-Motiv und eines aus den Bagatellen op. 126 (die der Solist anschließend komplett spielte) die musikalischen Wurzeln, in Dieter Schnebels "Beethoven-Symphonie" die Sinfonie Nr. 5, die laut Wagner hier von der Skulptur in ein Aquarell verwandelt wird.

Das Orchester spielte die Werke mit genau der Portion Humor, die in sie hineinkomponiert wurde. Dem anwesenden 84-jährigen Schnebel gefiel's sichtlich.

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