36 Künstler präsentieren sich um den Katharinenhof Entdeckung bei Beikirchers in der Hecke

Bad Godesberg · Auf einer Wiese sprießen bunte Regenschirme aus dem Boden, über eine Lichtung stolziert ein rot-grünes Vogelwesen, dessen Körper aus einem Kajak besteht. Und unweit des alten Stalls trifft man auf Ziegen, die auf den Besucher starren: auf dem malerischen Katharinenhof in Schweinheim.

 Anne und Konrad Beikircher haben ihren Katharinenhof für die Kunst geöffnet: Zu sehen sind zum Beispiel Arbeiten von Ullrich Höller, Claus-Ulrich Siebe und Georg Janthur.

Anne und Konrad Beikircher haben ihren Katharinenhof für die Kunst geöffnet: Zu sehen sind zum Beispiel Arbeiten von Ullrich Höller, Claus-Ulrich Siebe und Georg Janthur.

Foto: Thomas Kliemann

Der kompakte Körper ist ein Benzinkanister, Beine und Kopf aus verrostetem Schrott. Der Bonner Bildhauer Georg Wittwer hat die Kunstziegen ins Unterholz gestellt. Die originalen, lebendigen Ziegen tun gerade ihren therapeutischen Dienst auf einem Hof für Down-Syndom-Patienten, erfährt man vom Hausherren Konrad Beikircher, der seine Ziegen ausdrücklich vermisst.

Der Kabarettist und Publizist hat zusammen mit seiner Frau, der Bildhauerin Anne Beikircher, ein faszinierendes, bisweilen bizarres, in jedem Fall sehenswertes Skulpturenprojekt ins Leben gerufen. Nicht alles ist hohe Kunst, was sich da auf dem zwei Hektar umfassenden Areal rund um den malerischen Katharinenhof in Schweinheim, einen Steinwurf entfernt von Bad Godesberg, auf Lichtungen und im Gestrüpp, an Bäumen und auf Wiesen tummelt. Aber es macht Spaß, sich diesen Parcours mit Werken von 36 Künstlern zu erlaufen.

Da vergisst man glatt die gequälten Anglizismen, die die Beikirchers für ihren Kunstverein "TheRhineArt e.V." und den ausgelobten Preis "TheRhinePrize" erfanden. Der gute Wille und der Zweck aber zählen. 90 Künstler haben sich beworben, 36 wurden zur Ausstellung rund um den Katharinenhof zugelassen.

Eine Jury, deren Prominenz die aller beteiligten Künstler deutlich überragt, kürte einen ersten, zweiten und einen dritten Sieger. Juroren waren Klaus Honnef, Publizist und ehemaliger Ausstellungsleiter im Rheinischen Landesmuseum, die Kunstprofessoren Jürgen Klauke und Markus Lüpertz, sowie die Museumschefs Oliver Kornhoff (Arp Museum) und Walter Smerling (Museum Küppersmühle). Der erste, von Horst Matrong und Frank Piotrowski gestiftete Preis (8000 Euro) ging an die Bonner Innenarchitektin Martine Seibert-Raken und ihre Arbeit "Utopia ... es war einmal...", ein locker-luftiges Gewebe auf filigranen Stangen, das sehr effektvoll in einer Lichtung platziert ist.

Skulpturenpark im Katharinenhof
18 Bilder

Skulpturenpark im Katharinenhof

18 Bilder

Auf Platz zwei kam die sehr starke, an den Urknall erinnernde Arbeit "Bang" des Münchners Kai Richter, Meisterschüler von Hubert Kiecol und Joachim Bandau. Der gewöhnlich mit Materialien aus dem Gerüstbau agierende Bildhauer schafft ein Kraftzentrum aus groben Hölzern und Fragmenten, von denen strahlenartig Gerüststangen abstehen. Ein Sputnik auf dem Feld. Platz drei ging an den eher introvertierten "Raummeter" aus Eiche und Basalt von Esther Wiswe.

Ein von Frank Asbeck gestifteter Publikumspreis (1000 Euro) wird gerade von den Besuchern ermittelt. Er soll zur Finissage am 12. September verliehen werden. Die Auswahl ist denkbar breit, ob formal reduziert wie Claus-Ulrich Siebes ausstrahlende blaue Plastikplanen oder konzeptuell durchtrieben wie Zeno Beikirchers Arbeit mit einem umgestürzten, aber nun wieder austreibenden Walnussbaum.

Es gibt den holzbildhauerischen Klassiker wie Korbinan Hubers Nackte, die von einem Hund gejagt wird, und den nicht auszurottenden Dialog mit der Natur, Wolfgang Heuwinkels Nadelbäumchen, das in einem Zellstoffblock groß wird.

Konrad Beikircher freut sich auch über das Jury-Urteil in eigener Sache. Die habe ihm attestiert, dass "der Durchbruch zum nationalen Niveau zwar noch fehlt, wir aber auf dem richtigem Weg sind". Das animiert ihn, auch in zwei Jahren wieder auf Künstlersuche zu gehen. Anne Beikircher hat weitere Pläne: "Ich würde gerne eine Regionale machen, eine kleine Messe für Künstler." Und da sind auch noch eine Scheune und ein weiterer Bau, die von Künstlern bespielt werden können.

Katharinenhof, Venner Straße 51; bis 12. September. Fr 17-22 Uhr, Sa, So 12-22 Uhr. Zur Ausstellung ist ein Kalender mit allen Arbeiten erschienen. Programm: www.therhineart.de. Weitere Fotos: www.ga.de/katharinenhof

Meistgelesen
Neueste Artikel
Die Stunde der Sieger
Abschluss Deutscher Musikwettbewerb in Bonn Die Stunde der Sieger
Zum Thema
Aus dem Ressort