Ägyptisches Museum in Bonn Der Schakal und der schöne Ibis

BONN · Fast beiläufig stellte sich heraus, dass die von Ursula und Karl-Heinz Preuß zusammengetragene Kunstsammlung eine Vielzahl aussagekräftiger Tierdarstellungen enthält.

 Der Schakal Anubis: Fragment vom Fußteil eines Sarges, Ägypten.

Der Schakal Anubis: Fragment vom Fußteil eines Sarges, Ägypten.

Foto: Annkatrin Benz / Museum

Und da wiederum das Tier in keiner anderen als in der ägyptischen Kultur die Vorstellungswelt des Menschen so wesentlich geprägt hat, ist der Schauplatz der Ausstellung "Von der Antike bis zur Moderne. Tierdarstellungen aus vier Jahrtausenden" im Ägyptischen Museum Bonn nur folgerichtig gewählt.

Denn hier werden die Artefakte nicht nur anschaulich präsentiert, sondern in der wechselnden Wahrnehmung des Menschen verschiedener Lebens- und Zeiträume dokumentiert, und dies auch in einem hervorragenden Katalog, der zweifellos die Ausstellung überdauern wird.

Während die Alten Ägypter das Bild des Menschen bereits um 3000 v. Chr. in seinen Strukturen festgelegt hatten, gewährten sie Tieren freiere Bewegungsmotive - es sei denn, sie traten in symbolischen oder religiösen Kontexten oder gar als Mischwesen auf. Der Toten- und Nekropolengott Anubis etwa erscheint kanonisch in ausschreitender Menschengestalt mit dem Kopf eines Schakals.

Der schöne Ibis, Inkarnation des überaus vieldeutigen Gottes Thot, dagegen hockt dann doch in einer der Natur abgeschauten Stellung. Ist seine Zweckbestimmung als Sarg nicht geklärt, so ist die Funktion des Eidechsen- und Spitzmaussargs ganz eindeutig, was auf die kultische Verehrung selbst dieser kleinen Tiere verweist. Für einen ausgeprägten Tierkult spricht auch die Mumienmaske eines Falken.

Eine kaum zu überschätzende Rolle nehmen Tiere innerhalb der Hieroglyphen ein. Rund ein Viertel aller Schriftzeichen zeigen Tiere. Der Laie erkennt auf einem Kalksteinrelief eine naturalistisch gebildete Eule; der Ägyptologe versteht sie als Teil einer Inschrift. Auf dem Fragment eines anthropomorphen Sarges ergänzen sich Inschrift und Malerei, zwei antithetisch ruhende Schakale, im Sinne einer Anrufung des Gottes Anubis.

Anders als in der ägyptischen Kultur stellten in der klassischen Antike tiergestaltige Gottheiten die Ausnahme dar. Tiere erscheinen als Attribute von Göttern, etwa die Eule der Athena. Dennoch sind viele Tierbilder in fast allen kunsthandwerklichen Techniken überliefert - und in die Sammlung Preuß eingegangen.

Eindrucksvoll ist der schreitende Löwe aus Kupfer, dessen Herkunft aus der vorderasiatischen Eisen- oder der Römerzeit bisher nicht geklärt ist. Auch sonst kommt der Löwe als "König der Tiere" als Wasserspeier oder Gefäßapplikation vor.

Die Preuß'sche Sammelleidenschaft hat auch vor altorientalischen und altamerikanischen Tiergestalten nicht Halt gemacht. Aus Luristan (Iran) stammt beispielsweise der bronzene Steinbock, aus Veracruz (Mexico) der keramische Kopf einer Raubkatze. Dass sich unter den Tierbildern der Moderne die Farbaquatintaradierung "Vögel in Gefahr" von Max Ernst findet, kann man als Hommage des Sammlerpaars an den Wohnort Brühl deuten.

Info

Ägyptisches Museum Bonn bis 28. September, Di bis Fr 13-17, Sa, So 13-18 Uhr; Katalog 16,80 Euro

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