"Vorbilder - Sport und Politik vereint gegen Rechtsextremismus" Bundeskunsthalle Bonn: Anpfiff für Toleranz

BONN · Politisch hochkorrekte Kampagnen, die gegen gesellschaftliche Missstände angehen wollen und dabei einen pädagogischen Anspruch vor sich her tragen, können unglaublich langweilig sein. Die anvisierte Zielgruppe schüttelt müde den Kopf, wie wenn Kinder jaja sagen und gleichzeitig etwas anderes denken.

 "Vielfalt bereichert": Plakatmotiv mit Fußballer Gerald Asamoah und Politiker Hermann Otto Solms.

"Vielfalt bereichert": Plakatmotiv mit Fußballer Gerald Asamoah und Politiker Hermann Otto Solms.

Foto: STUDIO KOHLMEIER BERLIN

Im Foyer der Bundeskunsthalle ist jetzt eine Ausstellung zu sehen, die erfreulicherweise nicht in diese Kategorie fällt. "Vorbilder - Sport und Politik vereint gegen Rechtsextremismus" ist eine Wanderausstellung mit Fotografien und Texten, die das Bundesinnenministerium in Auftrag gegeben hat.

Die Idee ist einfach. Ein Politiker wünscht sich einen Gesprächspartner aus dem Sport, und wenn alles klappt, unterhalten sich beide eine Stunde lang an einem Ort ihrer Wahl. Das Thema ist nicht vorgegeben, es liegt aber nahe, sich darüber zu unterhalten, wie Sport und Politik vereint gegen Rechtsextremismus und Diskriminierung vorgehen können.

Während des Termins werden die Gesprächspartner fotografiert und sind aufgefordert, ein gemeinsames, möglichst knackiges Statement zum Thema zu liefern. Auf diese Weise sind insgesamt 86 Fotos von 22 Politiker-Sportler-Paaren entstanden, analog und in Schwarz-Weiß aufgenommen von den Berliner Fotografen Angelika und Bernd Kohlmeier.

Fußballtrainer Joachim Löw und Ministerpräsident Winfried Kretschmann sind unter anderem dabei, Weitspringer Nick Weihs, Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau, Fußballer Gerald Asamoah, Schwimmerin Kirsten Bruhn, die Bürgermeisterin von Brandenburg an der Havel Dietlind Tiemann und Bundestagspräsident a.D. Wolfgang Thierse.

Offizielle Grußwort-Fotos sind aus diesen Begegnungen glücklicherweise nicht entstanden, sondern authentisch wirkende Dokumente von intensiven Gesprächen.

Dazu werden die Gesprächspartner in kurzen Begleittexten zu den Fotos vorgestellt. Seit drei Jahren touren die "Vorbilder" nun durch die Republik, und dass sie in einem Kulturtempel wie der Bundeskunsthalle zu sehen sind, sei eher die Ausnahme, sagt Projektleiterin Marie-Luise Würtenberger. "Wir waren in Brandenburg und Bautzen in einem Einkaufszentrum, in Neuruppin in der Kirche und zeigen die Ausstellung auch in Schulen oder Sparkassen".

Bis Mitte 2017 sei die Ausstellung bereits ausgebucht und ununterbrochen auf Reisen. Dass sie mit einer Fotoausstellung Rassismus im Sport und anderswo nicht verhindern könnten, sei auch dem Innenministerium klar.

"Aber die Besucher werden meist durch die guten Fotos neugierig gemacht, und das ist der Anfang für eine Beschäftigung mit dem Thema. Außerdem stellen wir zwei Bedingungen, wenn wir die Fotos ausleihen: Es soll eine Eröffnungsveranstaltung geben und mindestens eine weitere Aktivität."

In Bonn gehören vier Termine zum Rahmenprogramm der Ausstellung. Heute Abend führen junge Flüchtlinge um 19 Uhr in der Bundeskunsthalle das Tanztheater "Lebens(t)räume" auf. Am 27. August bietet der Landessportbund NRW für Sportvereine den Workshop "Sport mit Flüchtlingen" an.

In der Sportanlage Wasserland findet am 29. August das ganztägige Begegnungsfest "Ballkontakte" mit Fußballturnier und Bühnenprogramm statt. Und am 30. August geben die Kabarettisten Nessi Tausendschön, Fatih Cevikkollu, Martin Zingsheim, Dave Davis, Nobert Alich und Volkan Erik im Pantheon um 19 Uhr eine Benefizveranstaltung zugunsten der Bonner Flüchtlingsarbeit.

Kunst- und Ausstellungshalle Bonn, Friedrich-Ebert-Allee 4, bis 6. September; Di-Mi 10-21, Do-So 10-19 Uhr.

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