Beethoven-Woche Zupackende Geste
"Das Cello", hat der Geiger Yehudi Menuhin gesagt, "rührt auf tiefer, unergründlicher Ebene an unser Gefühl." Wie es um die Faszination des Cello-Klangs bestellt ist, ließ sich jetzt gut bei "Cellissimo!" ausmachen, einem Konzertabend innerhalb der Beethoven-Woche, für den man im voll besetzten Beethoven-Haus gleich 23 junge Cellisten aus Bonn und Köln versammelt hatte.
Einen "jungen Cello-Gipfel" nannte das die höchst informativ moderierende Martella Gutièrrez-Denhoff - nicht zu Unrecht, denn die Nachwuchskünstler aus den Celloklassen von Barbara Varsányi (Bonn) und Susanne Bohn-Schultze (Köln) haben allesamt schon ordentlich Preise und Auszeichnungen abgeräumt.
Bevor man sich in verschiedenen Besetzungen - vom Quartett bis zum Nonett - ans Werk machte, war allerdings noch einmal ein sehr spezieller Cello-Klang zu bewundern: Jean-Guihen Queyras, der gefeierte Solist im Eröffnungskonzert des Kammermusikfests, spielte auf dem Instrument, das sich in Beethovens Besitz befand, zwei Sätze aus der 1. Cello-Suite von Bach und eine hübsch finessenreiche Etüde von Jean-Louis Duport, einem Cello-Virtuosen aus der Beethoven-Zeit. Das klang zart und behutsam, war von schwebender Leichtigkeit.
Von Original-Kompositionen wie einem Konzert für vier Celli aus der Feder des Vorklassikers Michel Corrette bis zu originellen Arrangements reichte das Spektrum des unterhaltsamen Abends. Ob die Kölner Formationen "Piccocelli" und "Cellikado" oder das Junge Cello-Quartett Bonn und das Cello-Nonett Bonn - überall herrschten Musizierlust und Sinn für Empfindsamkeit ebenso wie für den großen, verführerischen Ton. Viele der Arrangements kamen vom Bonner Komponisten David Graham, darunter berührende Songs aus Leonard Bernsteins "West Side Story" und der klug gekürzte Bolero von Ravel.
Graham beherrscht die Kunst, das Original zu bewahren und ihm doch einen ganz eigenen Stil aufzuprägen. Das Finale hatte es in sich: Jean-Guihen Queyras sammelte bei zwei Auszügen aus den Bachianas Brasileiras von Heitor Villa-Lobos sieben junge Cellisten um sich, die im Studium bereits weit fortgeschritten sind. Zupackende Geste und intensive Gesanglichkeit - das alles hatte unbestritten Profi-Format.