Asasello-Quartett spielt in der Bundeskunsthalle Zahlen und Noten

Dass Töne vermittels einer Zahlen-Symbolik zu Musik werden können, lässt sich bereits bei Bach nachhören. Spätestens bei der Zwölfton- und seriellen Technik wird deutlich, dass man Musik tatsächlich auch als arithmetisches Phänomen begreifen kann.

Die 2009 verstorbene Konzeptkünstlerin Anne Darboven, der die Bundeskunsthalle zur Zeit eine Retrospektive widmet, hatte einst prophezeit, dass die "Endkonsequenz" ihrer "Arbeit die Musik sein" werde. Darbovens kalendarisch gestützte, komplexe Quersummen-Systeme seien "numerische Konzepte, die nach den Gesetzen der Progression und/oder der Reduktion arbeiten, in der Art eines musikalischen Themas mit Variationen".

Beispielhaft hierfür ihr 1990 uraufgeführtes Streichquartett op. 26, ein in neun "Modelle" zu je elf fermatengetrennten "Paragraphen" eingeteilter "Zeitstrom", dem sich das in Köln ansässige, mit Rostislav Kozhevnikov und Barbara Kuster (Violine), Justyna ?Sliwa (Viola) und Teemu Myöhänen (Violoncello) paneuropäisch besetzte Asasello-Quartett im Rahmen des Beethovenfestes in einem der Ausstellungssäle mit größter Konzentration angenommen hat.

Das etwa einstündige Werk hat zwangsweise etwas Mechanisches, Litaneiartiges: Es entbehrt jeder Lebendigkeit. Dennoch mag man sich dem Obsessiven, dem Manischen dieser 99 "Veränderungen" nur schwer entziehen.

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