"Don Quixote" in der Bonner Oper Wie aus dem Bilderbuch

BONN · Mit spanischem Temperament verabschiedete sich das Moldawische Nationalballett am Freitag vom begeisterten Bonner Publikum im ausverkauften Opernhaus.

 Spanischer Flair aus Moldawien. Szene aus "Don Quixotte".

Spanischer Flair aus Moldawien. Szene aus "Don Quixotte".

Foto: Artstage

"Don Quixote", choreographiert von Alexandr Gorski nach der vor fast genau 145 Jahren in Moskau uraufgeführten Originalversion von Marius Petipa, brachte die Herzen der Fans des klassischen Balletts auf Hochtouren.

Opulente Bühnendekorationen, zauberhafte Kostüme und Spitzentanz vom Feinsten lassen den romantischen Traum des romanvernarrten Ritters (Dumitru Lisitcenco) so lebendig werden, dass es keiner riesigen Windmühlenflügel bedarf, um das Feuer anzufachen, mit dem Cervantes' Held sich auf die Reise nach Barcelona begibt. Verfolgt von einem Sensenmann und begleitet von dem ebenso treuen wie rundlichen Knappen Sancho Pansa (köstlich: Eugeniu Tcaci), der für seinen Herrn allerhand verrückte Luftsprünge machen muss.

Eine irrwitzige Stierkampf-Parodie (im Graben gab Svetlana Popov am Pult des spielfreudigen Orchesters der Moldawischen Nationaloper der Musik von Ludwig Minkus brandheißes Tempo) bringt die ganze Gesellschaft zum Tanzen. Zumal der verblendete Don Quixote in der reizenden Wirtstochter Kitri seine angebetete Dulcinea zu erkennen glaubt. Das kokette Mädchen, hinreißend verkörpert von der zierlichen Natalia Lazebnikova, ist freilich verknallt in den hübschen jungen Barbier Basilio (unwiderstehlich brillant: Andriy Gura). Bei aller pathetischen Pantomimik ist die charmant erzählte Geschichte mit ihren solide gezeichneten Charakteren ohnehin eher ein Vorwand für tänzerische Kunststücke mit Flamenco-Reminiszenzen, einem atemberaubenden Bolero und dem virtuosen Hochzeits-Pas-de-deux mit dynamisch raffinierten Solo-Anläufen, unendlicher Pirouettenseligkeit und energischen Hebefiguren wie aus einem alten Ballett-Bilderbuch.

Als nächstes Highlight des internationalen Tanzes folgt am 9. Januar "Ailey II" aus New York. Das Gastspiel ist zwar schon ausverkauft, aber Nachfragen bei den bekannten Vorverkaufsstellen des GA lohnen sich dennoch.

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