Trinkerdrama "John Barleycorn" nach Jack London Wenn König Alkohol die Macht ergreift

BONN · Abends im Südbahnhof, Ermekeilstraße 32, in Bonn. Es ist Premiere: Um die 30 Zuschauer sitzen um die Tische oder am Tresen - die meisten mit einem Glas Bier vor sich und warten gespannt auf den Beginn des neuen Theaterstücks.

Das Besondere: Nicht die gewohnte Theaterbühne, sondern eine Kneipe bietet diesmal den Schauplatz des Geschehens.

Es ertönt die Melodie von "House of The Rising Sun". Wir werden ins Jahr 1913 zurückversetzt, dem Erscheinungsjahr von Jack Londons Roman "John Barleycorn", in eine Kneipe im Nirgendwo. Ruth Schiefenbusch alias Barley, die vorher noch hinter dem Tresen stand und Getränke ausgeschenkt hat, tritt hervor.

Nun ist sie voll und ganz Barley, der Alkohol oder Whiskey in personifizierter Form, Jack Londons ständiger Begleiter, und das seit seiner frühesten Jugendzeit. Guido Grollmann alias London kommt herein, setzt sich an den Tresen und bestellt einen Whiskey. Woran er gerade schreibe, fragt ihn Barley. "An John Barleycorn, Memoiren eines Trinkers". Von da an findet ein lebendiger Dialog zwischen beiden statt. Die Schauspieler zeigen dabei einen enormen körperlichen und stimmlichen Einsatz: Es wird viel und laut diskutiert, über Tische und Stühle gestiegen und gesprungen, getanzt, und vor allem eines: viel getrunken.

Dies ist nicht verwunderlich: schließlich dreht sich in Jack Londons Autobiografie alles ums Trinken, um die Alkoholabhängigkeit und wie er letztlich daran zugrunde geht.

Der Theaterregisseur Christoph Pfeiffer hat das Werk, das vielen auch unter Titel "König Alkohol" bekannt ist, neu übersetzt, bearbeitet und inszeniert. In seiner Inszenierung spricht er vor allem die psychologischen und philosophischen Aspekte des Trinkens an. Zur Zeit ist die Volxbühne noch ein wanderndes Ensemble. Und der "Südbahnhof" nur eine temporäre haltestelle.

Nächste Vorstellung: 30. Juni, 19.30 Uhr, Eintritt frei. Südbahnhof, Ermekeilstraße 32 in Bonn.

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