Brotfabrik Beuel Wegwerfen, aufbewahren, später entscheiden

Wenn einer behauptet, die Vorstellung, den Haushalt seiner Eltern aufzulösen, beunruhige ihn nicht weiter, dann darf man zumindest skeptisch sein. Sagt Regisseur Dominik Günther.

 Kehraus: Szene aus "Die Dinge meiner Eltern".

Kehraus: Szene aus "Die Dinge meiner Eltern".

Foto: Arno Declair

"Es gibt so viele Geschichten zu diesem Thema. Wir haben sie gesammelt und in einen Theaterabend gepackt." Nach Aufführungen in den Hamburger Kammerspielen feiert "Die Dinge meiner Eltern" von und mit Gilla Cremers Theater Unikate am Freitag Abend seine Bonner Premiere in der Brotfabrik.

"Ein Abend für alle, die so etwas schon mal gemacht haben, die ihren Kindern diese Aufgabe hinterlassen werden oder die das selbst in nächster Zeit auf sich zukommen sehen", wie Günther hinzufügt. "Das ist sicher für den einen oder anderen von uns auch mit geheimen Ängsten verbunden, vor allem, wenn Erinnerungen wach werden, die man doch eigentlich schon erfolgreich verdrängt zu haben glaubte."

"Aber wir gehen es eher tragikomisch an", fügt der 40-Jährige hinzu. So wie den oft vergeblichen Versuch, all den schlauen Ratgeberbüchern zu folgen und die Dinge des Lebens (das der Eltern sowie das eigene) zu ordnen: Wenn in der Kiste "sofort wegwerfen" gähnende Leere herrscht, während es sich unter der Aufschrift "Aufbewahren" und "Später entscheiden" wieder mal türmt. Damit haben Gilla Cremer und ihr Regisseur offenbar einen Nerv getroffen, denn das Hamburger Publikum nutzte die Gelegenheit gleich zum Erfahrungsaustausch.

"Das ist natürlich optimal", fügt Dominik Günther hinzu. Der gebürtige Bonner, Jahrgang 1973, studierte Sozialwissenschaften und Germanistik mit dem Schwerpunkt Theaterwissenschaften in Bielefeld. Er gründete das "Neandertal Theater Hamburg", singt und textet in der Musikkabarettgruppe "Nik Neandertal". Nach Regieassistenzen am Thalia Theater Hamburg, Theater Bielefeld und Schauspiel Bonn arbeitet er seit 2005 als freier Regisseur.

Zu seinen interessantesten Erfahrungen gehört die Inszenierung des Brecht-Klassikers "Der kaukasische Kreidekreis" in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut in Hanoi. Premiere feierte das Stück am 17. September im Jugendtheater mit 800 Plätzen. "Vor ausverkauftem Haus, was auch dort keine Selbstverständlichkeit ist", wie Günther ergänzt: "Für die 13 Schauspieler, die sonst im traditionellen, theatralisch-bunten Stil agieren, war Brechts Art eine komplett neue Erfahrung. "Im Mittelpunkt steht der Egoismus in Zeiten der Not: "Ein allgemeines und zeitloses Thema; ganz egal ob hier oder in Vietnam."

Premiere, 20 Uhr. Karten unter (0228) 42 13 10

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort