ABBA Vor 40 Jahren gewann Abba den Eurovision Song Contest

BONN · Meine Mutter mochte Gigliola Cinquetti, und ich wollte, dass das lustige holländische Duo Mouth & McNeal gewinnt (ich war erst neun...). Aber die vier Schweden hatten wir an diesem 6. April 1974, als wir den Grand Prix Eurovision de la Chanson guckten, der aus dem britischen Brighton in unser Wohnzimmer übertragen wurde, nicht auf der Rechnung.

 In bester Laune: Das schwedische Pop-Quartett posiert in freier Natur.

In bester Laune: Das schwedische Pop-Quartett posiert in freier Natur.

Foto: Bubi Heilemann

Trotz des Schwarz-Weiß-Fernsehers waren uns Abba irgendwie zu grell und auch ein wenig zu laut. Doch Signora Cinquetti landete mit "Si" auf dem zweiten, Mouth & McNeal mit "I see a star" auf dem dritten Platz. Auch Ireen Sheer (für Luxemburg) und Olivia Newton-John (für die Gastgeber am Start) konnten es nicht verhindern: "Waterloo" siegte mit ordentlichem Abstand, und der Rest ist ein Stück Pop-Geschichte, zementiert durch Hits von "Dancing Queen" bis "The Winner Takes It All".

Zwei Dinge konnte sich niemand vorstellen, als Abba sich 1982 für damals unbestimmte Zeit trennten: Dass sie niemals wieder zusammenkommen würden. Und dass ihre Musik bis heute so erfolgreich und sogar erfolgreicher sein würde als zu ihren aktiven Zeiten: Die Compilation "ABBA Gold", erschienen im September 1992, ist mit mehr als 28 Millionen Exemplaren das meistverkaufte ABBA-Album.

Drei Monate vorher hatten Erasure im Juni 1992 mit ihrer EP "ABBA-esque" den Grundstein für das Revival gelegt: Andy Bell und Vince Clarke coverten nicht nur vier Songs, sondern kostümierten sich für die Videos als Agnetha und Frida, turnten sogar die Choreografien nach. U2 sangen beim Konzert in Stockholm "Dancing Queen" und holten Björn und Benny mit auf die Bühne. Im Film "Muriel's Hochzeit" durfte die ABBA-verrückte Hauptfigur zu "I do, I do, I do, I do" breitest grinsend zum Traualtar schreiten.

ABBA wurden kultig für die, die sie vorher nicht gemocht hatten, und die Fans von früher erinnerten sich gerne an ihre Jugend- und/oder Kindertage zurück. ABBA aller Orten in den 90ern.

Die Krone setzen die geschäftstüchtigen Abba-Männer dem Ganzen mit dem Musical "Mamma Mia" auf: Zu bekannten Liedern der Band wird eine so zauberhafte Liebesgeschichte erzählt, dass sich die Show seit der Premiere am 6. April 1999 (25 Jahre nach dem Waterloo-Sieg...) mehr als 42 Millionen Zuschauer angesehen haben, und die Meryl Streep mehr als scharf darauf machte, in der Filmversion die Hauptrolle zu spielen.

Die schwedische Premiere am 4. Juli 2008 war der erste gemeinsame Auftritt aller vier Mitglieder - wobei sie auf ein gemeinsames Foto verzichteten. Ebenso wie auf weitere gemeinsame Auftritt, vom gemeinsamen Musizieren ganz zu schweigen. Selbst zum "40 Jahre Waterloo"-Jubiläum gibt es keinen Ton neue Musik oder "Fundstücke" aus den Tiefen der ABBA-Archive, diese wurden schon vor Jahren ausgeschöpft. (Angeblich. Die Fans hoffen dennoch...)

Seit im Mai 2013 das Abba-Museum in Stockholm eröffnet wurde, hat es sich zu einem Wallfahrtsort für Fans entwickelt. Sicher auch, weil Abba nicht nur ihren Segen und viele Erinnerungsstücke gaben, sondern wieder die Finger mit ihm Spiel haben.

Ingmarie Halling ist eine der Kuratorinnen der Schau - und kennt die Truppe hautnah: Sie hat sie auf ihren Tourneen als Kostümbildnerin und Mädchen für jede Menge begleitet, sie hat "Abba Backstage" erlebt. Der Titel ihres Buches ist also gerechtfertigt. Und so versammelt sie dort neben eigenen auch Erinnerungen von Agnetha, Björn, Benny, und Frida, sowie einer Reihe von Crew-Mitgliedern.

Dazu gibt es Bilder, viele davon sind hinter der Bühne entstanden. Der besondere Clou: Repliken von Dingen aus dem Touralltag, von handgeschriebenen Setlisten oder Notenblättern bis hin zu Backstagepässen. Ein echter Brocken ist der Band "Abba - Eine Geschichte in 600 Bildern" mit Fotos von der Prä-ABBA-Zeit, als die vier solo oder mit anderen Bands in Schweden erfolgreich waren, über das Jahrzehnt als Band bis hin Aufnahmen aus den letzten Jahren. Selbst der eingefleischteste Fan wird hier ziemlich oft sagen: "Das habe ich so noch nie gesehen!"

Auf Bilder im Kopf setzt der Roman "Dancing Queens - Alle Wege führen nach Waterloo", ein herziges Stück Chick-Lit des Autorenduos Jana Fuchs. Die Geschichte: Zwei weibliche ABBA-Fans, die sich nur aus einem Internetforum kennen, beschließen, zum großen ABBA-Jubiläum nach Stockholm zu fahren. Auf dem Weg nach Schweden verlieren sie ihre Wertsachen, ihre Herzen, aber nie ihre Liebe zu Abba...

Meistgelesen
Neueste Artikel
Die Stunde der Sieger
Abschluss Deutscher Musikwettbewerb in Bonn Die Stunde der Sieger
Zum Thema
Aus dem Ressort