Konzerte vom Wochenende Von "Wort trifft Musik" bis zu "Feel the Music"

Bonn · Konzerte vom Wochenende: Von "Wort trifft Musik" im Königshof bis zu "Feel the Music" in der Beethovenhalle.

 Hannelore Elsner (Archivfoto) las im Königshof.

Hannelore Elsner (Archivfoto) las im Königshof.

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Königshof: Der Bagatelle, jener vermeintlich beiläufigen, kleinen Form, war ein im Rahmen des Beethovenfestes im Hotel Königshof veranstaltetes Matinee-Konzert gewidmet, das den 11 Bagatellen op. 119 Ludwig van Beethovens die ersten sechs der 11 Bagatellen György Ligetis gegenüberstellte: "Ein Circulus von Kleinigkeiten", so das Motto des vom Pianisten Sebastian Knauer für seine Reihe "Wort trifft Musik" konzipierten Beitrags, spürte der Funktion jenes Genres bei Beethoven nach. Mit geschmeidiger Stimme rezitierte die Schauspielerin Hannelore Elsner dazu Texte vom ehemaligen NDR-Kulturchef Wolfgang Knauer (dem Vater Sebastian Knauers), die belegen sollten, dass die Bagatelle recht eigentlich Beethovens Broterwerb gedient habe.

Sebastian Knauer begann mit der "Mutter aller Bagatellen": Nicht nur jedem Klavierschüler ein Begriff ist "Für Elise". Dieser sentimentalischen Idylle folgten dann aber die als kleine Affektenlehre gelesenen, fein ausdifferenzierten, um die Nr. 1 aus den sechs Bagatellen op. 126 ergänzten Charakterstücke op. 119.

Zu großer Form indes lief die Matinee durch das dänische Ensemble Carion auf, das Ligetis in innerer Emigration ursprünglich fürs Klavier geschriebene Bagatellen Nr. 1 bis 6 in skurriler Choreographie und technisch brillant zum Besten gab. Dass Sebastian Knauer (auch) ein ganz exquisiter Kammermusiker sein kann, erwies sich abschließend bei Beethovens Es-Dur-Quintett op. 16. Dankbarer Applaus.

Beethovenhalle: Die Idee mag zunächst ein wenig paradox klingen: ein Familienkonzert von und für Gehörlose(n). In der Beethovenhalle war genau das zu erleben, das Mahler Chamber Orchestra präsentierte Ergebnisse aus seinem Projekt "Feel the Music", bei dem Gehörlose Musik mit allen Sinnen erfahren. Das war auch für Hörende eine ganz neue Erfahrung, denn das einseitige Fixieren auf die akustische Wahrnehmung von Musik - wenn man einmal von ihrer visuellen Inszenierung absieht - kann auch einengen.

Auf das Schönste führte das MCO dies bei seinem Familienkonzert in der Beethovenhalle vor, als nämlich Schüler aus Brescia, Prag, Köln und Dublin mit Gebärden jene Volkslied-Texte darstellten, die der Mädchenchor am Essener Dom unter der Leitung von Raimund Wippermann darboten.

Moderator Ralph Caspers - natürlich unterstützt von einer Gebärdendolmetscherin - nutze die Gelegenheit zudem, auch die akustisch-körperliche Dimension von Musik, etwa von den tiefen Tönen eines Kontrabasses anschaulich zu demonstrieren. So war es am Ende eine gelungene Mischung aus ungewohnten aber ausgesprochen erhellenden Einblicken in eine Welt, die einem Hörenden zumeist verborgen bleibt. Aber auch die kamen in den Genuss eines musikantisch aufspielenden MCO und eines in jeder Hinsicht himmlischen Chorklangs, mit dem der Mädchenchor am Essener Dom aufwarten konnte. Das machte geradezu ohrenfällig, welch ausgezeichnete Chorarbeit hier geleistet wird.

Kultur-Bahnhof Witterschlick: So viel Wagner ist in der ehemaligen Güterhalle des jetzigen Kultur-Bahnhofs Witterschlick bisher sicherlich noch nie erklungen. Das Beethovenfest strahlt in die Region aus und macht's möglich. Im Rahmenprogramm veranstaltete der Kulturkreis Alfter zusammen mit dem Richard-Wagner-Verband Bonn / Siegburg e.V. eine Klassik-Matinee, die sich guten Zuspruchs erfreute. Sybille Wagner (am Flügel) hat mit Ingeborg Greiner (Sopran) und Guadalupe Larzabal (Alt) unter dem Titel "Singe Schwester!" ein spannungsreiches Lied- und Arienprogramm zusammengestellt. Starke Frauenpersönlichkeiten kommen darin vor, und eine zentrale Rolle spielen die vier Elemente Feuer, Wasser, Erde, Luft, erläuterte Wagner, die drei ausgestellte Bilder in die Interpretation einbezog.

Auf die Kraft der Musik zu vertrauen, hätte indes vollkommen genügt angesichts der stimmlichen Qualitäten der beiden Künstlerinnen, die mit Strauß' "Die Nacht" (Greiner) und "Morgen!" (Larzabal) unmittelbar überzeugten. Den jugendlichen Überschwang in Clara Schumanns "Liebst Du um Schönheit" und die tiefe Verzweiflung in Dvoráks [Achtung Sonderzeichen] "Fühllose Flut, Wassermächte" aus "Rusalka" gerieten Greiner gleichermaßen gut. Auch das Duett "Hast du's gehört, das Lied voll Zauberklang" aus Tschaikowskys "Eugen Onegin" erklang anrührend. Darstellerisch kostete Larzabal Bizets "L'amour est un oiseau rebelle" aus "Carmen" mit viel Charme aus.

Wagner wirkt, auch in kammermusikalischer Besetzung - dies erwies sich nach der Pause mit der Arie der Erda (Larzabal) "Weiche, Wotan! weiche!" (Rheingold) und der luftig leicht wirkenden Szene der Elsa (Greiner) "Euch Lüften" (Lohengrin), auch weil Wagner wie in Brünnhildes Abschiedsgesang (Götterdämmerung) die Motive am Steinwayflügel sehr klar herausarbeitete. Herzlicher Applaus nach Brahms' heiterer Zugabe "Die Schwestern".

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