In der Oper Bonn Vergnügliche Revue: "Was Wagner nicht zu wähnen wagte"

Bonn · Wie aus dem "Ehering im Gartenteich" ein Nibelungen-Ring wird, hat man jetzt endlich begriffen in der fast ausverkauften "teuren Halle". Der Richard Wagner Verband Bonn/Siegburg hatte unter dem Motto "Was Wagner nicht zu wähnen wagte" ins Bonner Opernhaus eingeladen zu einer vergnüglichen Revue der Stabreime, Haupt- und Nebentöne im Werk des Meisters, dessen Geburtstag sich 2013 zum 200. Mal jährt.

 Ein Sketch zum Schluss: Die Wagner-Crew beim Nachspiel in der Bonner Oper.

Ein Sketch zum Schluss: Die Wagner-Crew beim Nachspiel in der Bonner Oper.

Foto: Thilo Beu

Wenn die beliebten Bonner Springmäuse Wallhall im Walkürenritt erobern, fließt Wälsungenblut im Opernhaus. Siegfrieds inzestbeseelte Geburtswehen werden trotzdem nicht zum Aprilscherz, wenn Ingeborg Greiner ihren Sopran vor der goldenen "Tannhäuser"-Venusharfe leuchten lässt. Ihre traumhaft schöne "Hallenarie" beflügelt auch mit Piano-Begleitung.

Wobei am Flügel Stewart Emerson für jeden Wotan-Scherz zu haben ist und es glatt schafft, diverse Leitmotive etlichen Komponisten von Schubert bis Bernstein unterzujubeln, bis der komödiantisch brillante Bariton Christoph Scheeben stimmlich zum Gartenschlauch zeitgenössisch arbeitender Materialmusiker greift.

Musikologisch perfekt kommentiert von einem beckmesserischen Literaturpapst, dem der Kabarettist Michael Müller keinen nasal-kritischen spitzfindigen Spürton schuldig blieb. Während Andreas Etienne echt göttliche Funken aus heimlichen Glühwürmchen schlug und den echten Siegmund Nimsgern zum Interview auf die Bühne bat, was einiges vom Backstage-Leben ans Theater-Tageslicht holte. Almuth Herbst gab den Wesendonck-Liedern eine frühlingshaft solide Liebesleidsubstanz. Ins Herz geschlossen hatte man aber vorher schon Rainer Zaun, der sängerisch und spielerisch jedem Spaß noch ein spektakuläres Glanzlicht aufsteckte.

Im hübschen Nachspiel haben sie nach guter "Holländer"-Länge vor dem "Meistersinger"-Aufwand kapituliert und im Nachspiel witzig triste U-Bahn-Wirklichkeit karikiert: Irgendwie abgefahren, diese Hochseilartisten, die sich für die Schönheit eines großen Moments ein ganzes heutiges Leben hautnah abverlangen.

Der Wagner-Verband im Internet: www.rwv-bonn-siegburg.de

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