Bonner Schauspieler Rolf Mautz Urkomisch mit Cowboyhut

VON E · Ungefähr zweihundert Kilometer trennen Klagenfurt am Wörthersee von Rijeka, wo 1901 der Dichter Ödön von Horváth zur Welt kam.

 Reicher Mister: Der Bonner Schauspieler Rolf Mautz (rechts) in "Geschichten aus dem Wiener Wald" in Klagenfurt.

Reicher Mister: Der Bonner Schauspieler Rolf Mautz (rechts) in "Geschichten aus dem Wiener Wald" in Klagenfurt.

Foto: Theater

Nach Kroatien, Slowenien und Italien ist es nicht weit von der Kärntner Hauptstadt, die sich mit ihren knapp 100 000 Einwohnern ein Stadttheater mit 800 Plätzen leistet, das mit Oper und Schauspiel regelmäßig eine Auslastung von über 90 Prozent verzeichnet. Es ist ein schönes Haus mit reizenden Jugendstilelementen, 1910 eröffnet als Kaiser-Franz-Josef I.-Jubiläumstheater, gebaut von dem Wiener Architekturbüro Fellner & Helmer, das vom letzten Drittel des 19.Jahrhunderts bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs fast 50 klassizistische Theatergebäude in Mittel- und Osteuropa von Hamburg bis Odessa realisierte.

Seit 2012 wird das Stadttheater Klagenfurt geleitet von Florian Scholz, der in den 1990er Jahren unter dem späteren Bonner Generalintendanten Klaus Weise in Oberhausen als Schauspieler engagiert war. Ein eigenes Schauspielensemble gibt es nicht und nur wenige fest angestellte Gesangssolisten. Die Regisseurin Lore Stefanek, geboren in Bratislava und aufgewachsen in Wien - in Bonn inszenierte sie 2003 sehr erfolgreich Martin Sperrs "Jagdszenen aus Niederbayern" - hat sich für Horváths 1931 uraufgeführte "Geschichten aus dem Wiener Wald" eine eigene Truppe zusammengestellt. Dazu gehört auch der beliebte Bonner Schauspieler Rolf Mautz, der Farbe in die triste Kleinbürgergesellschaft bringt.

Es gibt keinen Ausweg aus dieser von zwei hohen schwarzen Wänden begrenzten Welt, keine idyllische Wachau und kein beschauliches Wien. Die ebenso junge wie blonde Marianne (großartig: Pauline Knof), Tochter des Spielwarenhändlers Zauberkönig, sucht vergebens ihr Glück an der Seite des charmanten Spielers Alfred und landet doch in den Armen des treuen Fleischhauers Oskar (mit zärtlichem Sadismus: Sebastian Edtbauer). Die bodenständige Trafikantin Valerie (unverwüstlich: Irene Kugler) verliert Herz und Geld an den Schlawiner Alfred und den jungen Nationalsozialisten Erich. Wie ein böser Kobold springt ab und zu Burgschauspielerin Therese Affolter als Großmutter aus dem Keller. Ein Kinderchor beschwört gespenstisch die heile Welt, der Jazz-Gitarrist Primus Sitter und drei weitere Musiker sorgen live für einen brüchig unseligen Walzerton.

Es ist eine bitterböse Komödie, die ganz auf die Schauspieler vertraut und ihnen bis zu den kleinsten Rollen genau den Entfaltungsraum gibt, den die Geschichte ihnen verwehrt.

Urkomisch mimt Rolf Mautz die Baronin eines zwielichtigen Etablissements, die energisch ihre Tänzerinnen kommandiert, bevor er als reicher Mister mit rotem Hemd, Cowboyhut und herrlichem amerikanischem Akzent die arme Marianne endgültig in den Abgrund stürzt. Die dreistündige Aufführung (zur Premiere des Stücks war auch Klaus Weise angereist, der das Stück 2011 in der Halle Beuel selbst inszenierte) ist sehr kurzweilig und steht noch bis zum 28. März auf dem Klagenfurter Spielplan. Man spielt dort en suite.

Weitere Informationen: www.stadttheater-klagenfurt.at

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