Beethovenhalle in Bonn Urban Priol: Kaffeefahrt und Enkeltrick

BONN · Jetzt wissen wir also, warum Urban Priol stets drei bis vier Minuten nach 20 Uhr auf die Bühne kommt, wie jüngst auch in der Beethovenhalle geschehen.

Er schaue in seiner Garderobe vorher immer noch in die ersten Meldungen der "Tagesschau" hinein, sagt der Kabarettist: "Man weiß ja nie." Das kann stimmen oder auch nicht, man weiß ja eben nie. Was man sehr wohl weiß: Priol ist auf Zack und liefert auch in seinem aktuellen wie aktualisierten Soloprogramm "Jetzt." gestochen scharfes Premium-Politkabarett.

Die Aufspaltung der Protestbewegung Pegida handelt er kurz und souverän nach Wintersportvorbild mit "Mob Deutschland 1 und Mob Deutschland 2" ab. Und die Aufbruchstimmung der Vereinigten Staaten in Sachen Kuba hat für Priol auch einen deutschen Schlenker: "Nach 50 Jahren Isolation haben die USA festgestellt, dass die große Bedrohung nicht von alten Straßenkreuzern, Zigarren und Zuckerrohrschnaps ausgeht. Sondern von Thüringen!"

Der erste linke Ministerpräsident der Bundesrepublik bilde mit seinem frisch gewählten griechischen Quasi-Amtskollegen "die neue Achse des Bösen: Erfurt-Athen".

Ein Hochgenuss für sich ist Priols Analyse der Regentschaft Angela Merkels. Die Deutschen "mit ihrem fast schon nordkoreanisch anmutenden Personenkult" wollten keine Veränderung - sie seien degeneriert zu "alles abnickenden Wackeldackeln auf der Hutablage der Demokratie". Ein Ergebnis nicht der "k.u.k."-Ära, sondern der "l.u.l."-Epoche der Bundesrepublik: "Lull-und-Lall" à la Merkel.

Überhaupt graut es dem Kabarettisten, aus dessen Jovialität stilettscharfe Kommentare hervor- schnellen, vor der Masse der bedingungslosen Merkel-Sympathisanten, die zu seinem Entsetzen wahlberechtigt sind. Priol stellt ihnen ein vernichtendes Zeugnis aus: "Leute, die sagen, dass das schon gut sei, was die Merkel da macht - die nehmen auch weiterhin an Kaffeefahrten teil und fallen auf den Enkeltrick rein."

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