Bonner Musiker beim Jazzfest Undenkbare Töne aus einer Flöte

BONN · Nachdem am Samstagabend groß besetzte Bands die Aula der Universität Bonn gefüllt hatten, ging am Sonntag beim Jazzfest mit kleineren Besetzungen weiter. Den Anfang bei der Premiere im Volksbank-Haus machte der Bonner Flötist Michael Heupel.

 Michael Heupel beherrscht neben Exoten wie der Subkontrabassflöte auch die klassische Flöte.

Michael Heupel beherrscht neben Exoten wie der Subkontrabassflöte auch die klassische Flöte.

Foto: Voigtländer

Man könnte meinen, Heupel habe es sich zur Aufgabe gemacht, so ziemlich alle denkbaren und undenkbaren Töne aus einer Flöte herauszuholen - und dabei beschränkt er sich nicht auf die bekannte Querflöte. Von der Piccoloflöte bis hin zu der 3,50 Meter langen Subkontrabassflöte, die eigens für ihn gebaut wurde, hat er alles im Gepäck.

Mit einem Jazz-Standard begann er den Abend und erweckte mehrfach den Eindruck, man habe es mit mehreren Musikern zu tun. Nach dem Einstieg auf der normalen Querflöte, griff Heupel zu seinem "Vieh", der von ihm liebevoll so genannten Subkontrabassflöte. Hier war die Flöte ungewöhnlicherweise fast mehr als Rhythmusinstrument zu hören, in Zusammenklang mit den von Heupel gesummten Tönen wurde aus dem eigentlichen Melodieinstrument eine vielstimmige Ein-Mann-Band.

Überhaupt versteht Heupel sich meisterhaft darauf, durch die verschiedensten Techniken auch solistisch den Eindruck einer Mehrstimmigkeit zu erzeugen, so auch im folgenden Stück "Around D" durch diverse Überblastechniken und Flatterzunge. Doch auch auf die spannende Umsetzung von Jazz-Standards versteht sich Heupel, was er alleine, aber auch im Duo mit Kontrabassist Markus Schieferdecker an diesem Abend unter Beweis stellte.

Auch beim zweiten Teil des Abends bekam man mehr zu hören als die zwei Personen auf der Bühne auf den ersten Blick hätten vermuten lassen. Zu Gast war Stimmvirtuose Michael Schiefel, gemeinsam mit Vibraphonist David Friedman. Ein blindes Zusammenspiel der beiden Ausnahmemusiker liegt auf der Hand, war Schiefel doch Student bei Friedman in Berlin. Dass es für ihn und seine Stimmkunst keine Schublade gibt, ist der besondere Reiz bei Schiefel, womit er auch gerne spielt.

So kommentierte er die Lehrer-Schüler-Beziehung mit den Worten: "In was, ist bis heute die Frage." In der Tat sorgten Schiefel und Friedman mit ihren Improvisationen, Eigenkompositionen und variierten Jazz-Standards mehr als einmal für ungläubiges Kopfschütteln und offene Münder.

Schiefel kann nicht nur in jeder erdenklichen Lage mit verschiedenem Timbre singen, sondern vereint in seiner Person auch eine ganze Band. Fundament für seine Kreativität ist dabei Friedmans nicht weniger virtuoses Spiel. Ein durch und durch überraschender Abend beim Jazzfest!

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