Sonderkonzert des Beethoven Orchesters Trauermarsch unter Hochspannung

BONN · Der Grund für den Titel "Militär-Sinfonie", der Joseph Haydns einhundertstem Beitrag zur Gattung anhaftet, erfährt der neugierig lauschende Hörer spätestens im zweiten Satz, wenn Große Trommel, Becken und Triangel mit Tschingderassabum dem übrigen Orchester launig in die Parade fahren.

 Elegante Melodiebögen: Sopranistin Hannah Morrison und Dirigent Stefan Blunier. FOTO: FELIX VON HAGEN

Elegante Melodiebögen: Sopranistin Hannah Morrison und Dirigent Stefan Blunier. FOTO: FELIX VON HAGEN

Haydn hatte einen schönen Sinn für Überraschungen, und in dieser für London komponierten späten Sinfonie fällt sie besonders humorvoll aus.

Mit diesem Werk begann das Beethoven Orchester unter Leitung von Stefan Blunier am Sonntagabend das Sonderkonzert unter dem Titel "Dreigestirn der Klassik", das außerdem noch zwei Konzertarien von Wolfgang Amadeus Mozart und eine großartige Aufführung der dritten Sinfonie, der "Eroica", von Ludwig van Beethoven präsentierte. Angesichts des großen Publikumszuspruchs erschien es an diesem Abend kaum nachvollziehbar, dass die Reihe der Sonntagskonzerte einmal wegen der schwierigen Vermarktung des Sonntagabend-Termins eingestellt wurde.

Das Orchester gab sich auch in den Arien Mozarts ausgesprochen engagiert. Die eröffnende Arie "Non più, tutto ascoltai" übt wegen der konzertanten Solovioline, die Konzertmeister Liviu Casleanu mit großer Eleganz spielte, einen besonderen Reiz aus. Zumal im Zusammenspiel mit der Solistin Hannah Morrison, deren jugendliche, klare Sopranstimme hier ebenso begeisterte wie in der Arie "Voi avete un cor fedele" KV 217.

Fraglos war die "Eroica" das Hauptwerk des Abends. Blunier dirigierte überaus forsch, verlieh der Sinfonie phasenweise eine beinahe aggressive Note. Dass Beethoven ein Komponist der Extreme ist, wurde an diesem Abend auf großartige Weise erfahrbar. Dazu gehört natürlich auch der tiefe musikalische Ausdruck des Trauermarsches, dessen weite Entwicklungsbögen Blunier und das Orchester mit Spannung und Ausdruck versahen.

Und wie das Orchester in den folgenden Sätzen die Musik zielgerichtet zum Abschluss führte, hatte große Klasse. Das Publikum war begeistert. Die Blumen, die Blunier anschließend zum Orchester trug, überreichte er dem Geiger Bernd von Scheel, der sich in den Ruhestand verabschiedet. Wie Blunier anmerkte, gehören beide zu den Außenseitern des Orchesters: den Rauchern.

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