Boxerfilm: "Southpaw" mit Jake Gyllenhaal ab Donnerstag im Kino Training als Therapie
Vor knapp einem Jahr war Jake Gyllenhaal in "Nightcrawler" als spindeldürrer Arbeitsloser, der sich zum skrupellosen TV-Journalisten hocharbeitet, zu sehen. Nun steht er in Antoine Fuquas "Southpaw" als Preisboxer im Ring, und man erkennt seinen Körper kaum wieder.
Wie ein Panzer umgeben Brust und Bauchmuskulatur den Korpus. Kein durchgestylter Bodybuilder, sondern ein durch hartes Training und noch härtere Kämpfe geschundener, fast schon deformierter Leib.
Billy Hope ist ein Boxer, der im Ring immer aufs Ganze geht. Mit jedem Schlag, den er einsteckt - und es sind in diesem Kampf im New Yorker Madison Square Garden viele - wächst in ihm die Wut, die er braucht, um den Gegner in einer finalen Attacke k.o. zu schlagen.
So hat Billy einen Titel nach dem anderen errungen, und so kann es nicht weitergehen - meint seine Frau Maureen (Rachel McAdams), die er seit Waisenhauszeiten in "Hell's Kitchen" kennt und die ihm immer sagt, wo es langgeht. Wenn er sie und ihre gemeinsam Tochter Leila (Oona Laurence) noch weiter unversehrt durchs Leben begleiten will, muss er kürzer treten, eine Auszeit einlegen und nicht mehr jede Herausforderung annehmen.
Der Tod seiner Frau zerstört sein Leben
Sein langjähriger Manager Jordan (Curtis "50 Cent" Jackson) ist da anderer Ansicht. Schließlich hat er gerade einen millionenschweren TV-Vertrag zur Unterschrift im Aktenkoffer. Aber bevor eine Entscheidung getroffen werden kann, kommt es zur Tragödie: In einem Handgemenge am Rande einer Charity-Gala löst sich ein Schuss, der Maureen tödlich trifft.
Billys Versuch, den Tod seiner Frau zu rächen, endet mit der Sperrung der Boxerlizenz, einer Bewährungsstrafe, dem finanziellen Ruin und dem Sorgerechtsentzug für seine Tochter, die in ein staatliches Heim gebracht wird.
Es ist ein interessanter Schachzug von Fuquas "Southpaw", dass nicht der langsamen Aufstieg, sondern der rasante Abstieg aus dem Boxer-Olymp an den Anfang der Erzählung gesetzt wird. Aus seiner Millionärs-Villa landet Billy innerhalb weniger Filmminuten direkt auf der Straße und spiegelt damit auch die existenziellen Ängste des Wirtschaftskrisenamerikas.
Ein Neuanfang
Der Preisboxer muss jedoch nicht nur finanziell auf die Beine kommen, sondern auch die Parameter seines Lebens neu überdenken. Als Putzer fängt er in der Halle des Amateur-Boxtrainers Tick Wills (Forest Whitaker) an, der den aggressiven Ex-Champion nur widerwillig unter seine Fittiche nimmt und ihm eine ganz andere, defensive und effiziente Kampftechnik beibringt.
Das Training wird auch zur Therapie, schließlich will Billy nicht nur den Titel, sondern vor allem seine Tochter wieder zurück.
Die Geschichte vom freien Fall und besonnenen Wiederaufstieg des Boxers erzählt Fuqua im traditionellen Genreverfahren, auch wenn hier nicht nur der sportliche Erfolg, sondern auch die psychologische Katharsis im Vordergrund steht. Kameramann Mauro Fiore ("Avatar") gelingen atmosphärisch dichte Kampfszenen, die auch vom Publikum einiges an Nehmerqualitäten verlangen.
Jake Gyllenhaal wirft sich auch jenseits seiner körperlichen Metamorphose mit Verve in die Rolle des Machoboxers, der sein maskulines Selbstbild neu definieren muss. Kinopolis