Bonn University Shakespeare Company Tarantino im alten Rom

BONN · Wenn Sie "From Dusk Till Dawn" mögen, werden Sie "Titus Andronicus" lieben: So könnte eine Empfehlung der Regisseurin Julia Pflüger lauten, die sich in ihrer zweiten Inszenierung für die Bonn University Shakespeare Company nach Oscar Wildes "Lady Windermere's Fan" (2012) des von der Literaturkritik oft geschmähten "Titus Andronicus" von William Shakespeare angenommen hat.

 Für Liebe bleibt kein Platz: Thomas Pähler (l.), Muna Zubedi und Ben Heering in "Titus Andronicus".

Für Liebe bleibt kein Platz: Thomas Pähler (l.), Muna Zubedi und Ben Heering in "Titus Andronicus".

Foto: BUSC

Ein "Rohdiamant", wie sie es nennt, und roh geht es während der zwei Stunden auf der Bühne der Brotfabrik zu. Mit einem Schuss Ironie, die dem Stück spürbar guttut.

Wenn also das Publikum erleichtert sein sollte, als der letzte Satz gesprochen ist, dann gilt das wohl der schlichten Tatsache, dass kaum ein Protagonist mehr zum Meucheln übrig ist. Insofern passt das mit Tarantino schon ganz gut. Zumal die rachsüchtige Gotenkönigin Tamora - in ihrer noblen Bösartigkeit von Esther Takats glänzend verkörpert - der Braut aus "Kill Bill" eine treue Schwester im Geiste wäre. Durchtriebener ist nur noch ihr Liebhaber Aaron (Michael Nyandieka), der es jederzeit mit den Schurken aus Shakespeares späteren Meisterwerken aufnehmen kann Diese zwei stehen für ein Ensemble, dem die Spielfreude jederzeit anzumerken ist; ein ausgesprochen erfrischender Faktor.

"Titus Andronicus" spielt im alten Rom, was das puristische Bühnenbild und die Kostüme zugleich betonen und transzendieren. Die Aufführung der BUSC im Dezember 1999 spielte seinerzeit bei der Mafia. Das rote Licht, das den Zuschauern entgegenstrahlt, wenn es auf der Bühne blutig zugeht, ist ein schlichtes, aber recht wirkungsvolles Instrument. Kann nur sein, dass die Lampe bei einer der nächsten Aufführungen am 13., 15., 16. und 17. Dezember noch mal ausgetauscht werden muss, denn sie hat wirklich gut zu tun.

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