"Einmal um die Welt" Stephan Masurs Varieté im Pantheon verbindet Schlager und Artistik

Bonn · Es kitzelt, wenn man Stephan Masurs Varieté ohne Netz und doppelten Boden im Bonner Pantheon sieht. "Einmal um die Welt" heißt die aktuelle Show, die jetzt bis zum 22. August zu sehen ist.

 Auf Zarah Leanders Spuren: Artist Mikail Karahan am Eisenring.

Auf Zarah Leanders Spuren: Artist Mikail Karahan am Eisenring.

Foto: PANTHEON

Santos hat das mit Sicherheit schon ein paar Dutzend Mal gemacht. Und wegschauen kommt nicht in Frage, während der Artist aus Berlin seinen 1,85 Meter langen Körper unter einer mit Messern bestückten Limbostange hindurchschiebt oder ihn in einen 45 Zentimeter kleinen Kasten faltet? Und wie gesagt - es wird schon gutgehen. Doch weiß man's? Nein, eigentlich nicht. Und genau das macht ihn aus - den Kitzel von Stephan Masurs Varieté ohne Netz und doppelten Boden. "Einmal um die Welt" heißt die aktuelle Show, die jetzt bis zum 22. August im Pantheon zu sehen ist.

Sieben Artisten - einschließlich Masur - führen ihr Publikum durch die bonbonbunte Welt des deutschen Schlagers und lassen mit ihrer von Augenblick zu Augenblick geradezu atemberaubenden Körperbeherrschung vergessen, dass es bei den Liedern im Hintergrund "nur" um Herz und Schmerz geht. Auf besonders eindrucksvolle Weise gelingt das der finnischen Seiltänzerin Veera Kaijanen zu "Bang Bang (My Baby Shot Me Down)". Ein magischer Moment, in dem alles zusammenfließt, in dem alles stimmt - die Musik, das Licht, das Kostüm, die physische Präsenz. Der über den Abend hinausweist; vielleicht ins Las Vegas der sechziger Jahre?

Der Schlager an sich hat allerdings schon ein paar Jahrzehnte mehr auf der Uhr. Und so eröffnet Mikail Karahan aus Rotterdam im eisernen Ring, dem sogenannten "Cyr Wheeler", diese Show mit einer Hommage an Zarah Leander und ihr sonores Organ mit dem unverwechselbar rollenden "R" - das kleine Glück in drei Minuten. Während es die junge Mimin Nele Jäger in Sachen Gesichtsakrobatik locker mit Nina Hagen aufnehmen kann und zu Stummfilmzeiten gewiss eine glänzende Karriere hingelegt hätte.

Zusammen mit Masur verschafft sie den Zuschauern die entspannenden Pausen, um vor den nächsten, spektakulären Kunststücken für einen Augenblick Luft zu holen und sich daran zu erinnern, dass das hier alles keine Hexerei ist. Letztlich sind es vor allem Muskelkraft, Anmut und Ausdruck, mit denen Artisten wie Hugo Duquette - Absolvent der Ecole Nationale de Cirque in Montreal - am Tanztrapez und Marco Noury an den Strapaten sogar in die Luft gehen.

Ein Spagat mit der roten Rose im Mund und eine Rolle um die eigene Achse in schwindelerregender Höhe lassen ahnen, wie viel Training dahintersteckt.

Und der verdiente Lohn geht direkt über sie nieder. Das Bonner Publikum goutiert die Show mit Szenenapplaus und Bravorufen. "Wunder gibt es immer wieder" heißt einer der beliebtesten Schlager. Und nach diesem Abend klingt das mit einem Mal gar nicht mehr so wunderlich.

Bis 22. August, Karten bei den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen

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