Bonner Theater Spielzeit 2015/16: Die volle Packung

BONN · Anders als in den vergangenen zwei Jahren hat das Bonner Theater sein gesamtes Angebot in nur einer Sitzung vorgestellt: die Spielzeit 2015/16 von Schauspiel, Oper, Sparte 4 und Tanz in einer Pressekonferenz - "die volle Packung", wie es Generalintendant Bernhard Helmich formulierte.

 Führende Köpfe des Bonner Theaters: (von links) Bernhard Helmich, Nicola Bramkamp und Burkhard Nemitz.

Führende Köpfe des Bonner Theaters: (von links) Bernhard Helmich, Nicola Bramkamp und Burkhard Nemitz.

Foto: Thilo Beu

Das Schauspiel in der Verantwortung von Nicola Bramkamp hat sich wieder ein Motto ausgesucht, es heißt: "Was glaubst du, wer du bist?" Man mag mutmaßen, dass sich das Sprechtheater nach einigen Rückschlägen seiner Identität versichern will. Das tun Bramkamp und Kollegen mit einem reizvollen Mix aus Altem und Neuem, Tradition und Innovation.

Die neue Saison startet am 17. September mit "Jenseits von Eden" nach dem Roman von John Steinbeck; Regie führt Alice Buddeberg. Die Hollywood-Verfilmung mit James Dean im Sinn, wies Nicola Bramkamp auf "viele attraktive junge Männer im Ensemble" hin, die sich für die Produktion empfehlen.

Zum Ausgleich war von starken Frauen im Schauspielteam die lobende Rede. Drei von ihnen werden ab 15. April 2016 das Universum von Tschechows "Drei Schwestern" bevölkern.

Der russische Klassiker bleibt nicht allein. Ihm zur Seite stehen Schiller ("Kabale und Liebe"), Goethe ("Werther") und Lessing ("Nathan der Weise"). Ein Chor von Bonner Bürgern wird seinen Anteil an der Inszenierung von Volker Lösch haben: Christen, Muslime und Juden.

Das 20. Jahrhundert repräsentieren neben Steinbeck die Autoren Franz Kafka ("Das Schloss"), John Osborne ("Der Entertainer") und Aldous Huxley ("Schöne neue Welt"). Erfreulicherweise pflegt das Bonner Theater weiterhin die zeitgenössische Dramatik: mit Werken von Fritz Kater alias Armin Petras, von Lukas Linder und Thomas Melle.

Juli Zehs Roman "Spieltrieb" kommt auf die Bühne der Werkstatt. Vielversprechend erscheint das Stadtteilprojekt "Heute ist eine neue Zeit - The Godesberg Identity" von Nina Gühlstorff und Nina Steinhilber.

Das Godesberg-Projekt stellt wichtige Fragen: "Wer lebt hier und warum? Wer wird hier in Zukunft zusammenleben und wie?" Weiterer Höhepunkt: "Save The World II" am 19. und 20. September. Das Schauspiel will wie 2014 einen Beitrag zur Rettung des Klimas leisten. Dietmar Kanthak

Eine Oper von Richard Wagner sei einfach fällig, bemerkte Generalintendant Bernhard Helmich, als er den Spielplan für die Saison 2017/16 vorstellte. Und so steht nach dem Tristan im Jahr 2013 nun zu Beginn der neuen Opernsaison am 27. September der "Fliegende Holländer" auf dem Programm. Die Inszenierung übernimmt Walter Schütze, Hendrik Vestmann dirigiert.

Insgesamt bietet die Bonner Oper 2015/16 stolze acht Neuproduktionen an, darunter die Familienoper "Das Mädchen, das nicht schlafen wollte", die in Kooperation mit der Düsseldorfer Rheinoper und mit Dortmund entstand, sowie die konzertante Aufführungsserie von Astor Piazzollas Tango-Oper "María de Buenos Aires". Zu den acht Premieren kommen noch zwei Musicals hinzu, Alan Menkens "Der Kleine Horrorladen" und der Klassiker "Anatevka".

Generalmusikdirektor Stefan Blunier, der bei der Programmvorstellung nicht dabei war, verabschiedet sich von seinem Bonner Opernpublikum mit Hector Berlioz' "Benvenuto Cellini" (1.11.). Mit derselben Oper stellt sich Kölns neuer GMD François-Xavier Roth eine Woche später zur Wiedereröffnung des sanierten Hauses am Offenbachplatz als Operndirigent vor. "Eine wunderbare Gelegenheit, beide Häuser miteinander zu vergleichen", findet Helmich.

In Bonn wird die bereits 2008 in Nürnberg erfolgreich erprobte Inszenierung von Laura Scozzi zu sehen sein. Für seinen Mozart-Zyklus in Gelsenkirchen wurde der Regisseur Dietrich Hilsdorf vor vielen Jahren gefeiert. Jetzt inszeniert er Mozart in Bonn: "Così fan tutte". Der vielgefragte Hilsdorf, versprach Helmich, werde auch in den kommenden Jahren für Bonn arbeiten.

Die mit dem Dirigenten Will Humburg aufgelegte Serie der frühen Verdi-Opern wird mit "Jérusalem" fortgesetzt, einer für die speziellen Pariser Verhältnisse überarbeitete Version seiner "Lombardi". Helmich versprach "tolle Stimmen", darunter Ensembleneuzugang Anna Princeva.

Es inszeniert Francisco Negrín. Mit einem Repertoire-Hit (Puccinis "Madam Butterfly") und einem völlig unbekannten Werk des 1860 geborenen Österreichers Emil Nikolaus Joseph Freiherr von Reznicek, dessen "Donna Diana" das ZDF einst die Titelmusik zu Horst Stankowskis legendärer Show "Erkennen Sie die Melodie" entlehnte. Für Bonn wird nun "Holofernes" ausgegraben. Eine ganz neue Oper gibt es wieder in der Saison darauf mit John Adams' "The Gospel According to the Other Mary".

Ein Schwerpunkt der auch für die nächsten Jahre gesicherten, von Burkhard Nemitz geleiteten Tanzgastspielreihe, ist das im Dezember mit acht Vorstellungen präsente Gastspiel des Balletts der Staatsoper Jekaterinburg. Die unter Leitung von Angela Merl weiter expandierende Sparte 4 bringt unter anderem in der Halle Beuel das Musiktheater "Iwein Löwenritter" nach dem Kinderbuch von Felicitas Hoppe. Komponist ist Moritz Eggert, der für Bonn schon die von Christoph Schlingensief bebilderte Oper "Freaks" schrieb.

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