Pink Punk Pantheon Spaß-Streik bis Aschermittwoch

Die 32. Ausgabe der Karnevalsrevue "Pink Punk Pantheon" feiert eine turbulente Premiere

 Rhenania-Honoratioren geknebelt und gefesselt: Fritz Litzmann (Rainer Pause, rechts) und Hermann Schwaderlappen (Norbert Alich, daneben) in Bedrängnis.

Rhenania-Honoratioren geknebelt und gefesselt: Fritz Litzmann (Rainer Pause, rechts) und Hermann Schwaderlappen (Norbert Alich, daneben) in Bedrängnis.

Foto: Pantheon

So hatten sich Fritz Litzmann (Rainer Pause) und Hermann Schwaderlappen (Norbert Alich) das sicher nicht vorgestellt: der Alterspräsident und der Vorsitzende des 1. FKKVB Heimatverein Rhenania n.V. 1983 gefesselt und geknebelt? Soll das etwa heißen, wir müssen auf die 32. Ausgabe der kabarettistischen Karnevalsrevue "Pink Punk Pantheon" unter Regie von Molly Spitta verzichten, weil das Ensemble in den orange-weißen Westen alle Züge bis Aschermittwoch restlos bestreikt?

Mitnichten: Die Jahreshauptversammlung kann nach einigem Hin und Her dann doch noch ordnungsgemäß eröffnet werden. Und sie hat es in sich: liebenswert-gepflegter Nonsens mit den beiden streitbaren Kellerkindern aus dem kleinsten Elferrat überhaupt und dazu beißende Satire, die bisweilen sämtliche Schmerzgrenzen auslotet und somit einen ausgesprochen nachhaltigen Eindruck hinterlässt. Eine neue Ausgabe der "Stimme Deutschlands", diesmal live auf Lampedusa?

Haben wir's noch eine Nummer böser da? Wohl kaum. Aber das geht schon in Ordnung: Das darf - Kamelle, Bützche, Strüssche schön und gut - der Karneval eben auch. Und die Jecken aus dem Pantheon nehmen sich diese gute alte Narrenfreiheit, um sie nach Herzenslust auszukosten. Fastfood-Juristerei in der McRight-Filiale um die Ecke? Herrlich abgedreht und doch bis in jede Pointe gut durchdacht. Welches Gericht hätten's denn gern?

Und was gibt es eigentlich heuer noch für einen Bankraub, wenn die wahren Gangster schon längst in der Filiale gewartet haben und die günstige Gelegenheit beim Schopf ergreifen, um auf diese Weise ihr Geld zu waschen? Ja, die Pantheoniken lassen wahrlich nichts aus, was 2014 die Welt bewegte: von der weltweit grassierenden Selfie-Mania bis zum zynischen Vorschlag eines US-Konzerns an seine Mitarbeiterinnen, ihre Eizellen einfrieren zu lassen, um sich in den nächsten Jahren ganz und gar auf den Job zu konzentrieren.

Kinder kriegen können sie dann ja immer noch, wenn Energie und Nerven restlos aufgebraucht sind und sie als Langzeitarbeitslose auch genug Zeit für ihren Nachwuchs haben. Sorry, aber das gibt einen dicken Dislike. Nicht für das Ensemble, ganz im Gegenteil.

Die beiden Neuen - Tobias van Dieken und Hagen Range - fügen sich nahtlos dort ein. Auch wenn wir Gernot Voltz und Axel Kruse nicht gerne missen, aber hier haben sie an ihrer statt zwei echte Talente auf die Bühne geschickt. Und wer das nun nicht glauben mag, der schaue sich nur mal ihren Hüftschwung bei Karl Lagerfelds Pret-à-Porter-Schau für die Session 2015 an.

Wohingegen der weibliche Teil der Belegschaft in der zweiten Hälfte des Abends Ben Hur neu inszeniert. Tja, in Zeiten schwindender Subventionen muss man sich eben auf der Bühne 'was einfallen lassen, um das Publikum bei Laune zu halten. Das ist gelungen, und weit mehr als das. Es wäre doch wirklich eine Schande gewesen, hätten die da mit ihren Streik Ernst gemacht. Aber zum Glück sind wir ja hier im Rheinland.

Alle Vorstellungen bis 17. Februar (jeweils 19, sonntags:18 Uhr) sind ausverkauft. Restkarten an der Abendkasse ab 18 Uhr oder unter (0228) 21 25 21

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