Konzerte als Selbstkasteiung Songwriter Lloyd Cole präsentiert neues Album in der Bonner Harmonie

BONN · Es ist schmerzhaft für Lloyd Cole, seine Songs zu spielen. Weil sie Geschichten erzählen, die ihn selbst zum Teil schon lange beschäftigen. Aber auch, weil seine Finger noch ganz zart sind, wie er jetzt in der Harmonie gesteht.

 Zum Schluss zeigt Lloyd Cole Härte.

Zum Schluss zeigt Lloyd Cole Härte.

Foto: Thomas Kölsch

Also muss er leiden. Und das offenbar ganz bewusst. "Wenn meine Haut wieder wie Leder ist, kann ich keine Gitarre mehr ansehen. Dann mache ich Pause und gehe erst wieder auf Tour, wenn die Finger erneut weich geworden sind", gesteht er.

Konzerte als Selbstkasteiung also. "Aber macht euch keine Sorgen", fügt er hinzu, "Ich bin ein harter Kerl". Klingt vielversprechend. In der Harmonie, wo Cole sein neues Album "Standards" vorstellt, ist von Schmerz oder Härte jedoch nichts zu hören.

Während der britische Songwriter, der in den 80ern mit seiner Band The Commotions seine größten Erfolge feiern konnte, im Studio immerhin noch auf Drums, Bass und Piano zurückgriff, steht er nun ganz allein auf der Bühne, nur mit zwei akustischen Gitarren bewaffnet, und tut das, was er an an diesem Abend am besten kann: kleine Song-Preziosen in den Raum zu werfen, die mit der Wucht eines sommerlichen Nieselregens auftreffen.

Erst gegen Ende wagt es Lloyd Cole, ein paar andere Töne anzuschlagen. Zwar wird das alte "My Little Butterfly" ohne Streicherteppich und 80er-Jahre-Sound ebenfalls ins Folk-Balladen-Gewand gepresst, so manche Commotions-Songs kommen aber doch etwas kraftvoller daher. Auch stimmlich zeigt Cole jetzt viel mehr Bandbreite, legt an manchen Stellen eine gewisse Härte in den sonst vorherrschenden Schmelz. Da ist er ja, der Schmerz. Endlich.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort