Beethoven-Haus Sechs Konzertreihen vor der Abwicklung

BONN · In der nächsten Woche soll der Kulturausschuss den Sparvorschlägen des Haushaltssicherungskonzeptes zustimmen.

 Die Geigerin Isabelle Faust eröffnete 2014 die städtische Konzertreihe im Beethoven-Haus, die 2016 gestrichen wird.

Die Geigerin Isabelle Faust eröffnete 2014 die städtische Konzertreihe im Beethoven-Haus, die 2016 gestrichen wird.

Foto: Schneider

Die städtischen Kammerkonzerte, die seit vielen Jahrzehnten vom Beethoven Orchester organisiert und veranstaltet werden, stehen vor dem Aus. Bei seiner Sitzung des Kulturausschusses am Donnerstag kommender Woche wird der Kulturausschuss voraussichtlich dem Vorschlag der Stadtverwaltung zustimmen, die insgesamt sechs Konzertreihen komplett einzustellen. Die Streichung der Konzerte ist Teil der radikalen Sparmaßnahmen, zu denen sich der Kämmerer im Rahmen des Haushaltssicherungskonzept (HSK) veranlasst sieht. Betroffen sind unter anderem auch das Frauenmuseum und das Deutsche Museum, denen die städtischen Zuwendungen, wie berichtet, ebenso gestrichen werden sollen wie dem Kleinen Theater in Bad Godesberg oder dem Euro Theater Central.

Die Streichung der Kammerkonzertreihen soll mit dem Amtsbeginn des neuen Generalmusikdirektors zu Beginn der Saison 2016/2017 umgesetzt werden. Damit würde der städtische Etat ab 2017 laut Kämmerer um 133 900 Euro entlastet. Der Verlust freilich wiegt sehr viel schwerer. Denn die Pflege der Kammermusik ist in der Beethovenstadt immer von zentraler Bedeutung gewesen, gerade auch weil dieses Genre neben den neun Sinfonien das Kerngebiet in Beethovens Schaffen darstellt. Allein 32 Klaviersonaten und 16 Streichquartette hat der Komponist geschrieben und darin seine visionärsten musikalischen Gedanken formuliert.

Der Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses ist Spielstätte für die Hauptreihe, in der sich die besten Musiker gleichsam die Klinke in die Hand geben. Die aktuelle Saison wurde vergangenen Oktober mit der Geigerin Isabelle Faust eröffnet und schließt mit einem Gastspiel des Flötisten Emmanuel Pahud im Mai.

Die anderen Reihen sind deutlich weniger kostenintensiv. Das gilt für die Orgelkonzerte an Beethovens Taufstein in der Remigiuskirche ebenso wie für die Konzerte im Schumannhaus oder die Abende in der von dem Beethoven-Sammler Erich Prieger in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts errichteten Villa Prieger, die heute Sitz der Montag-Stiftungen ist. Seit 1999 bietet der Musiksaal im Erdgeschoss eine attraktive Bühne, auf der sich verschiedene Kammermusikensembles aus den Reihen des Beethoven Orchesters präsentieren können. Fürs Bonner Publikum sind die sechs Montagskonzerte eine schöne Möglichkeit, die Musiker des Beethoven Orchesters sehr persönlich, gleichsam hautnah erleben zu können. Aber auch damit ist ab Herbst nächsten Jahres Schluss.

In Bad Godesberg pflegt das Beethoven Orchester in der kurfürstlichen Redoute, wo sich der junge Beethoven und der Komponist Joseph Haydn im Juli 1792 erstmals trafen, eine weitere kammermusikalische Dependance. Inhaltlicher Schwerpunkt liegt hier - dem höfischen Ambiente geschuldet - auf Kammermusik des Barockzeitalters, aber auch Klassik und Moderne finden Eingang. Für das kränkelnde kulturelle Leben in Bad Godesberg ist das Aus ein herber Schlag. Auf dem Boden jüngerer Geschichte finden die Konzerte im Kanzlerbungalow statt. Doch trotz der Aura des Ortes ist der Verlust dieser Reihe noch am ehesten zu verkraften. Beim nächsten Konzert mit dem Delian-Quartett am 11. März steht hier übrigens wieder einmal ein Streichquartett Beethovens an.

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