Kardinal-Frings-Gymnasium Schüler führten Henrik Ibsens "Nora" auf

BEUEL · Leidenschaftlich rot, kalt blau, dschungelgrün, die Szenerie auf der Bühne des Kardinal-Frings-Gymnasiums (KFG) wird in der mehr als zweistündigen Aufführung immer wieder unterschiedlich eindrucksvoll beleuchtet.

 Spielszene aus Henrik Ibsens "Nora": Antonia Peiler und David Engels spielten die Hauptrollen.

Spielszene aus Henrik Ibsens "Nora": Antonia Peiler und David Engels spielten die Hauptrollen.

Foto: Nikola Raegener

Bonn ist bei der Inszenierung des Literaturkurses des KFG der Handlungsort des Theaterstückes "Nora" von Henrik Ibsen. Dort leben Nora Helmer und ihr Mann, der Banker Tobias Helmer, in ihrer Schickeriawohnung mit integrierter Bar und Karibikatmosphäre unter Palmen, dort spielt ihre Geschichte.

Nora fühlt sich nicht ernst genommen, sie sehnt sich nach Freiheit, doch ihr Ehemann gibt ihr das Gefühl, lediglich ein gefangener Vogel im Käfig zu sein. Vogelgezwitscher läuft im Hintergrund, manchmal fast aggressiv. Bilder von Vögeln, etwa Lerchen, Tauben, bunte Papageien oder kurze Filmsequenzen aus Hitchcocks Thriller "Die Vögel" werden auf den Hintergrund der Bühne projiziert.

Ein sinnlicher Bezug für den Zuschauer zu dem Bild, das Noras Ehemann von ihr hat, und auch das Spiegeln von den nahezu bedrohlichen Stimmungen zwischen den beiden, denn seinen Besitzanspruch unterstreicht Tobias mit Verboten und Gewalt. "Manche Wörter aus dem Original haben wir der heutigen Zeit angepasst, zum Beispiel aus Ball Party gemacht.

Und ein Handy kommt auch in unserem Stück vor", sagte Andreas Amberg, Spielleiter und Literaturlehrer am KFG. Das 1879 erschienene gesellschaftskritische Werk heißt im norwegischen Original "Nora - Et dukkehjem", was soviel wie "Ein Puppenheim" heißt.

Es ist die Starre und Eingeschlossenheit, aus der die Protagonistin Nora auf der Bühne auch im heutigen Bonn auszubrechen versucht, und es gelingt ihr zum Schluss, als sie sich in der Schlussszene am Flughafen Köln-Bonn von ihrem Mann und den Kindern verabschiedet.

"Ibsen versuchte zu seiner Zeit, die Frauen dazu zu bewegen, ihre gesellschaftliche Rolle zu hinterfragen, die sie damals rechtlos und oft zu bloßem Zierwerk machte", erläuterte Andreas Amberg in der Pause hinter der Bühne.

Mit acht Schülern und Schülerinnen der 11. Klasse und zwei "Gästen" aus der sechsten Klasse (Constantin Spanier und Emilia Greif), die ganz aktuell die multimediasüchtigen Kinder der Helmers spielten, wurde die Aufführung dieses Mal mit dem kleinsten Ensemble gespielt, seit es das Theaterprojekt an der Schule gibt.

"Das ist wegen G 8, die Schüler haben einfach kaum noch Zeit", so Andreas Amberg. Das Ensemble war aus diesem Grunde bei dieser Inszenierung doppelt und dreifach gefordert: Maske, Kostüme, Bühnengestaltung, Text lernen und die stundenlangen Proben. "Es macht dennoch einfach so viel Spaß, da geht plötzlich alles", verriet Hauptdarstellerin Antonia Peiler.

"Es ist viel Stress, aber macht jede Menge Spaß", fügte Hauptdarsteller David Engels hinzu, bevor es für ihn wieder auf die Bühne ging. Die fantasiereiche Vorstellung kam in der total ausverkauften Aula des KFG sehr gut an und endete mit langem Applaus.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort