Kunstmuseum Bonn Schrott-Skulpturen von Dirk Skreber als Schenkung

BONN · Das Bonner Haus bekommt Schrott-Skulpturen von Dirk Skreber als Schenkung. Es sind die Schönheit der Katastrophe und die Choreografie der Zerstörung und Verformung, die den Düsseldorfer Künstler Dirk Skreber fesseln.

 Bizarre Begegnung im Museums-Patio: Dirk Skrebers Citroën trifft auf Ulrich Rückriems restaurierte Granitwand.

Bizarre Begegnung im Museums-Patio: Dirk Skrebers Citroën trifft auf Ulrich Rückriems restaurierte Granitwand.

Foto: Reni Hansen (Kunstmuseum)

Er hat Flutbilder gemalt und hyperrealistische Werke, bei denen dem Betrachter förmlich Fahrzeugachsen um die Ohren fliegen, er hat den Moment kurz vor dem Zusammenstoß zweier Loks dokumentiert und die Karkasse eines geborstenen Wohnwagens. Und er hat mit brachialer Gewalt reale Autozusammenstöße inszeniert: Der Wagen rast, seitlich auf Schienen gestellt, auf einen Stahlpfahl zu, wickelt sich buchstäblich um das starre Hindernis.

Die schrottigen Überbleibsel der Aktionen, entweder "Untitled (Crash)" oder "Car Crash" genannt, sind in Museen und Galerien begehrte Objekte. Das Milwaukee Art Museum hat Skrebers Schrottmobile gezeigt, bei Saatchi in London konnte man den "Red Mitsubishi Eclipse Spider 2001" und den "Black Hyundai Tiburon 2001" um Pfeiler gewickelt sehen.

Jetzt kommt auch das Kunstmuseum Bonn, das schon wiederholt Skreber-Kunst gezeigt hat, in den Genuss geschrotteter Automobile. Ein silberner Citroën und ein deformierter blauer Audi gehen im Patio des Museums im ersten Stock einen Dialog mit Ulrich Rückriems frisch gereinigtem rostbraunen Wandrelief (1984) aus normannischem Granit ein.

Beide Skreber-Autos sind ein Geschenk des Kölner Galeristen Luis Campaña und die Krönung der Patio-Umgestaltung, eines der Wunschprojekte Stephan Bergs seit Antritt seiner Intendanz am Kunstmuseum. Berg war das unruhige Feld von Rheinkieseln im Patio, das nie so recht zum Rückriem und der blauen Partenheimer-Stele passen wollte, von Anfang an ein Dorn im Auge.

Nun ist es gelungen, die Kiesel zu entfernen und stattdessen eine klare Granitfläche zu schaffen, auf der die Kunst im nun begehbaren Patio viel besser zur Geltung kommt. Für Berg sind Skrebers Autos "Momente des Vergehens", Vanitas-Motive, die "nicht nur den Tod spiegeln, sondern den Moment der Transformation".

Skreber selbst meinte im Interview, es sei faszinierend gewesen, habe Spaß gemacht, diese Werke zu schaffen. Autounfälle seien immer mit Tragik, Blut und Schmerz verbunden. "Diese Werke ermöglichen, die Dinge wie im Traum zu sehen. Er ist sauber, poliert und abstrakt."

Wie lange das im offenen Patio so bleibt, ist die Frage. "Der Verfall ist einkalkuliert", räumt Berg ein, irgendwann werde der Rost kommen und die Schrottberge zerfressen. Berg wird die Autos im Einverständnis mit Stifter und Künstler nicht restaurieren und irgendwann entsorgen lassen. Schrott zu Schrott, Staub zu Staub.

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