Die zwei Gesichter einer Frau Romy-Schneider-Abend im Kleinen Theater

Bonn · Vielleicht lässt sich eine Frau wie sie überhaupt nur in Gegensätzen denken. Das bezaubernde Mädel, das den Thron besteigen soll.

In "Mädchenjahre einer Königin" den britischen, in Sissi den der späteren Habsburger Doppelmonarchie Österreich-Ungarn und im wahren Leben den ihrer Mutter Magda, die vor ihr "die Schneider" war. Auf der anderen Seite die Ikone des französischen Films; facettenreich, verführerisch, tragisch. Sie, die 1974 in der Talksendung "Je später der Abend" ungeniert mit dem wegen Bankraubs verurteilten Autor und Schauspieler Burkhard Driest flirtete: "Sie gefallen mir. Sie gefallen mir sehr."

Vielleicht liegt das aber auch einfach daran, dass die österreichische Schauspielerin Chris Pichler bei ihrem Soloabend "Romy Schneider - Zwei Gesichter einer Frau" im Kleinen Theater Bad Godesberg diese Gegensätze (be)greifbar gemacht hat. Ein denkwürdiges Sommergastspiel; eines, das den Zuschauer dazu inspiriert, Romy Schneider wieder und vielleicht ganz neu zu sehen - zwischen den Extremen, die ihr Bild bis heute prägen.

Kostüm, Stimme, Mimik und Gestik: Bei Chris Pichler stimmt das alles. Sie ist das liebenswert-aufgeregte 15-jährige Mädel, das nach München fährt und jetzt an der Seite der Mama ein bisschen filmen darf. Sie ist die reife Frau mit 35 Jahren auf dem Höhepunkt ihrer Karriere: eine Leinwandikone, eigenwillig, sensibel, sarkastisch: eine, die sich noch immer daran aufreibt, wie die Presse - vorwiegend die deutsche - mit ihr umgeht. Das rund zweistündige Biopic für die Bühne beruht auf Tagebuchaufzeichnungen, Briefen, Telefonaten und Interviews. Das wunderschöne Duett mit Michel Piccoli aus "Die Dinge des Lebens" und eine gewisse physische Ähnlichkeit gibt es gratis dazu.

Chris Pichler, Jahrgang 1969, wurde mit diesem 2006 von ihr konzipierten und inszenierten Soloabend "Schauspielerin des Jahres ORF/Ö1". Das Solo war Hörspiel des Jahres 2008. Zu Recht, wie auch das Bonner Publikumbestätigte. Die Bravorufe und stehenden Ovationen galten ihr ... und Romy Schneider.

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