Nonchalance mit Feingefühl Rainer Pause und Martin Stankowski in der Lutherkirche

Zugegeben, es ist eine Gratwanderung: Darf man über den Tod lachen, noch dazu in einem Gotteshaus? Nun ja, es gibt da durchaus gewisse Umstände, die es eventuell möglich machen, also die dazu führen könnten ... oder kurzum: Man darf, weil man bei der "bunten Knochenlese" von Fritz Litzmann (Rainer Pause) - dem Alters- und Ehrenpräsidenten des Heimatvereins FKK Rhenania - und dem Kölner Journalisten, Geschichtenerzähler und alternativen Stadtführer Martin Stankowski auch gar nicht umhin kommt.

 Rainer Pause (links) und Martin Stankowski.

Rainer Pause (links) und Martin Stankowski.

Foto: Pantheon

Nach fünf Jahren ohne das haben die beiden festgestellt, dass dieses Thema schlichtweg unumgänglich ist und sich ihm in der Lutherkirche mit Kästner'scher Gelassenheit und auf rheinisch-nonchalante Art und Weise erneut zugewandt.

Der Part gebührt vor allem Litzmann, der zwar ein wenig Mühe hat, seine Frackschöße beim Probeliegen im offenen Sarg zu sortieren, aber ansonsten von Komfort und Schlichtheit des Modells durchaus angetan ist. Und der die Ausführungen des Kollegen Stankowski auf seine unnachahmliche Art kommentiert, wobei die beiden mit feinem Gespür das wirklich Traurige vom Unvermeidlichen zu trennen wissen: Wenn viele ältere Menschen sich anonym bestatten lassen, weil sie angeblich ihren Hinterbliebenen nicht zur Last fallen wollen, aber viel mehr als das fürchten, dass sich niemand mehr um ihr Grab kümmern mag, dann sind das die leisen, nachdenklichen Momente.

Und die anderen - das unbekümmert-selbstverständliche Verhältnis des katholischen Rheinländers zur Reliquie als seinem Memento Mori und Schutzheiligen in einem - die gibt es eben auch. Wir erfahren, dass der Archäologe quasi als natürlicher Feind des Bestatters angesehen werden muss. Und dass Römer, Franzosen und Sozialdemokraten in der rund 2000 Jahre alten Bestattungskultur hierzulande Akzente gesetzt haben. Was der Sauerländer Stankowski auf wunderbar trockene Art und Weise kommentiert: "Merke, aller Fortschritt im Rheinland kam von außen." Es gibt Dinge, die ändern sich wohl nie.

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