Michael Korstick spielt Liszt in Rolandseck Poetische Harmonien am Klavier

Rolandseck · Michael Korstick ist den Bonnern kein Unbekannter: Bis zu der Übernahme einer Professur an der Anton Bruckner-Privatuniversität in Linz lebte der international zu den führenden Beethoven-Interpreten zählende Pianist in Bonn und engagierte sich über sein musikalisches Wirken hinaus etwa bei den Bürgern für Beethoven.

In Rolandseck, wo er auf Einladung des Collegium Humanum, des Richard Wagner Verbandes Bonn/Siegburg und der Wasmuth-Gesellschaft gastierte, spielte er lediglich einen Zyklus: die "Harmonies poétiques et religieuses" von Franz Liszt. Doch die Konzentration auf ein Werk und die Darbietung am Stück verliehen dem Abend wahrhaft große Dimensionen.

Die tiefe Durchdringung der musikalischen und geistigen Welt Liszts war es denn auch, die Korsticks gewichtige Interpretation auszeichnete. Tastendonner gab es zwar zur Genüge, doch die gedankliche Tiefe, die Reflexion und deren subtile Umsetzung, das war es, was diesen Abend charakterisierte.

Mit stürmischem Impetus stürzte sich Korstick direkt in das erste Stück, die "Invocation". Hier ließ er regelrecht tosende Dynamikfluten über das Publikum hereinbrechen. Sphärische Klänge, himmlisches Glockenleuten und ein zartester Anschlag, der subtilste Nuancen umfasste, zeichneten "Ave Maria" aus. Auch die anderen Stücke des zehnteiligen Zyklus verwandelte Korstick in prägnante Charakterstudien, die choralartige "Hymne de l'enfant à son réveil" ebenso wie die "Funérailles", die er als wahren Höllenritt inszenierte. Ein grandioser Abend, den als Kontrast eine wunderbar filigrane Zugabe beschloss.

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