Auktionshaus in Bonn Plückbaum blickt auf 85 Jahre zurück

BONN · Zum Ersten, zum Zweiten... In drei Wochen ist es wieder soweit: Da werden Bieter fiebern, überlegen, wie weit sie bei dem Frankfurter Pilasterschrank aus der Barockzeit, der bei 8000 Euro aufgerufen wird, mitgehen.

 Spannung vor der Auktion: Brigitte Plückbaum-Burgardt und Ulrich Burgardt.

Spannung vor der Auktion: Brigitte Plückbaum-Burgardt und Ulrich Burgardt.

Foto: Horst Müller

Andere werden im Geiste schon beim Stutzflügel von Steinway & Sons aus dem Jahr 1937 in die Tasten greifen. Die Auktion startet hier bei 6000 Euro. Oder wie wär's mit einem kleinen Gemälde mit großartiger Atmosphäre? Oswald Achenbach, ein Meister der Düsseldorfer Malerschule, schuf seinen zauberhaften "Blick über den Golf von Neapel" im Jahr 1881. Der Mindestpreis liegt bei 3500 Euro.

Bei welchem Betrag die Auktionatoren den Zuschlag erteilen, das bleibt bis zur Auktion am 5. und 6. September ein spannendes Geheimnis. Die Versteigerung Nummer 326 ist für das Bonner Auktionshaus Plückbaum etwas ganz Besonderes, denn sie ist eine von vier großen Auktionen im Jubiläumsjahr.

1929, vor 85 Jahren, hatte der Bonner Carl Virnich seine Tätigkeit als Sachverständiger und Versteigerer aufgenommen. Er begann in der Wilhelmstraße, zog nach dem Zweiten Weltkrieg in eigene Auktionsräume in der Bonner Innenstadt. Virnich starb 1967, sein Prokurist Peter Plückbaum, wie sein Vorgänger vereidigter Sachverständiger und Versteigerer, übernahm das Auktionshaus, das 1971 großzügige Geschäftsräume in Bonn-Tannenbusch bezog.

Inzwischen liegt die Zukunft des Auktionshauses in Händen der dritten Generation: Die promovierte Kunsthistorikerin Brigitte Plückbaum-Burgardt und ihr Mann Ulrich Burgardt leiten das Haus, das auf spektakuläre Auktionsergebnisse aus über acht Jahrzehnten zurückblicken kann.

So kletterte etwa ein gemaltes Tiergartenmotiv von Max Liebermann von 40 000 auf 160 000 Euro, ging ein "Griechischer Freiheitskämpfer" von Peter von Hess, dessen Einlieferer keine Ahnung hatte, welchen Wert er da besaß, von 2000 auf 52 000 Euro.

In die Schlagzeilen schaffte es 1979 ein goldenes Prunkbett aus der ehemaligen Präsidentensuite des Hotels Petersberg, in dem (nacheinander) die Queen, Leonid Breschnew und der Schah von Persien genächtigt hatten. Peter Plückbaum leitete die spektakuläre Auktion auf dem Petersberg, bei der sogar Filmstar Curd Jürgens zugegen war. Ein Hotelier aus der Eifel holte sich das goldene Prunkbett schließlich für 18 500 Mark.

Für größere Aufregung sorgte die Versteigerung von Devotionalien aus dem Nachlass der Benediktiner in Siegburg. Brigitte Plückbaum-Burgardt und ihr Mann finden es selbst nach vielen Jahren im Auktionshaus noch immer spannend, welches ihrer jeweils rund 2000 Objekte pro Versteigerung geht und wie hoch es geht.

Auf dem Markt sei vieles in Bewegung, erläutert Ulrich Burgardt, der von der Ausbildung her Diplomingenieur ist und als Experte für Möbel gilt. Man könne nicht pauschal sagen, dass eine Antiquität immer eine Geldanlage sei, sagt er.

Man müsse den Markt beobachten, wechselnde Moden und Bedürfnisse der Käufer berücksichtigen. Orientteppiche etwa, die früher stetig im Wert stiegen, gehen heute bei Auktionen nur sehr schlecht, ausgenommen antike Stücke. "Da ist viel drin", sagt der Auktionator.

"In der Regel sind die Preise aber rückläufig", sagt er, "ehemalige Anschaffungspreise sind auf dem Markt nur selten zu erreichen." "Zinn, Orientteppiche, dunkle Eichenmöbel sind schwierig", ergänzt Brigitte Plückbaum-Burgardt, "der Geschmack der Käufer hat sich fundamental geändert, die Lebensumstände sind andere, man richtet sich heute anders ein."

Ob sie denn schon Fälschern aufgesessen seien? Brigitte Plückbaum-Burgardt und Ulrich Burgardt lachen: Man sichere sich gut ab, sagen sie, sie vertrauen auf ihren Sachverstand.

"Bei einem Nolde-Aquarell würde ich mir von einem Experten eine zweite Meinung holen", sagt sie, er würde bei einer antiken Uhr noch einen Uhrmacher hineinschauen lassen. Ansonsten gilt: "Man muss viel gesehen haben." Etwa bei Möbeln, wo gerne gepfuscht werde, oder bei Zille-Zeichnungen, von denen viele Fälschungen kursieren.

In Zeiten des Internet sei es viel einfacher, nach Stücken zu recherchieren, erzählt Burgardt, der selbst das Angebot der 326. Plückbaum-Auktion am 23. August ins Netz stellt. Der Online-Katalog sei sehr geschätzt. "Wir merken das am Publikum", sagt Brigitte Plückbaum-Burgardt, "das greift aus USA, Asien, Griechenland auf unseren Katalog zu."

Geboten wird dann schriftlich oder per Telefon. Ohnehin habe sich das Publikum stark gewandelt, "es wird heute anders gesammelt: mehr in die Spitze als in die Breite. Und für Qualität wird viel gezahlt."

Wie funktioniert eine Auktion?

  • Das 1929 gegründete Auktionshaus Plückbaum und das 1971 gegründete Auktionshaus von Zengen sind die beiden Auktionshäuser Bonns.
  • Die 326. Plückbaum-Auktion findet am 5. September ab 14 Uhr (Schmuck, Silber, Porzellan, Varia, Asiatica und Afrikana) und am 6. September ab 11 Uhr (Teppiche, Mobiliar, Großuhren, Skulpturen, Gemälde, Ikonen, Bücher und Grafik) statt
  • Vorbesichtigung vom 29. August bis 3. September, 10-18 Uhr, und am 4. September, 10-14 Uhr, in der Hohe Straße 75.
  • Der bebilderte Katalog steht ab 23. August im Internet www.plueckbaum.de. Der Katalog liegt auch gedruckt vor.

Wer persönlich mitbieten will, lässt sich am Auktionstag eine Bieternummer geben. Es gibt auch telefonisches und schriftliches Bieten. Der Auktionator ruft ein Objekt mit dem Mindestpreis auf.

Der Käufer bietet zum Beispiel per Handzeichen. Erhält er den Zuschlag, muss er den letztgenannten Preis bezahlen, zusätzlich ein Aufgeld von 20 Prozent, für das 19 Prozent Mehrwertsteuer gerechnet werden. Objekte, die nicht versteigert werden, werden im Nachverkauf zum Limitpreis plus Aufgeld angeboten.

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