Global Media Forum in Bonn "Persönliche Daten sind das neue Öl"

Bonn · Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer SE, verkündete am Montag eine frohe Botschaft im ehemaligen Plenarsaal des Deutschen Bundestages in Bonn.

"Die besten Zeiten des Journalismus liegen noch vor uns", schloss er seine auf Englisch gehaltene Rede beim Deutsche Welle Global Media Forum im World Conference Center Bonn (WCCB). Das dreitägige Programm des Medienforums beschäftigt sich mit den Herausforderungen der Medien im Internet-Zeitalter.

Döpfners Thema am Eröffnungstag der internationalen Tagung: "A farewell to pessimism. Why journalism benefits from digitalization". Auf Deutsch: Ade, Pessimismus. Warum der Journalismus von der Digitalisierung profitiert. Bevor der 1963 in Bonn geborene Springer-Chef allerdings seinen "realistischen Optimismus" begründete, warnte er wieder einmal vor Google, genauer: dem Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung des amerikanischen Unternehmens. Bereits im April hatte Döpfner in einem offenen Brief kritische Worte an Google-Chef Eric Schmidt abgesetzt. Verbunden mit dem Geständnis: "Wir haben Angst vor Google."

Das Unternehmen beherrsche in Deutschland das Geschäft der Suchmaschinen im Internet mit einem Marktanteil von 91,2 Prozent - und missbrauche seine Macht im Interesse eigener Produkte und Dienstleistungen. Döpfner plädierte am Montag für transparente Regeln, die einen fairen Wettbewerb ermöglichten. Die jüngsten Bemühungen der EU-Kommission bewertete er im WCCB jedoch skeptisch. Der Unternehmer Döpfner wollte aber nicht nur ökonomisch argumentieren, sondern vor allem politisch.

Der Nutzer von Google, Facebook und Amazon gehe einen Pakt mit diesen Unternehmen ein: Für scheinbar kostenlose Dienste zahle er einen hohen Preis. Der Kunde verkaufe gleichsam seine Seele, persönliche Daten, die Rückschlüsse auf das (Käufer-)Verhalten zuließen. "Persönliche Daten sind das neue Öl", spitzte Döpfner das Thema plakativ zu. Und fragte: "Wem gehören sie?" Die Freiheit der Menschen sieht er in diesem Kontext bedroht. Ein Kontrapunkt gegen die Befürworter eines grenzen- und regulierungslosen Wettbewerbs im Netz. Dann kam die Kehrtwende zum positiven Denken. Döpfner, dessen Unternehmen rund zwei Drittel des Gewinns mit digitalen Angeboten erzielt, schwärmte von der zivilisatorischen Kraft des Internet und den schier unendlichen Darstellungsmöglichkeiten der flexiblen, kreativ einsetzbaren Technik.

Dem professionellen Journalismus sagte er eine spannende Zukunft voraus, nie sei das Bedürfnis nach Auswahl und Einordnung größer gewesen als heute. Das Publikum wolle immer noch überwältigt, überrascht, verführt informiert und unterhalten werden. Ändern würden sich nur die Wege, auf denen Inhalte zum Kunden kommen. Indes: "There will always be paper." Papier werde bleiben.

Inhalte, deren Charisma Döpfner beschwor, hätten nur eine Chance, wenn sie gut seien: Qualität, von journalistischen Fachleuten geliefert, sei kein Auslaufmodell. Diese Qualität habe einen Preis, einer Gratis-Kultur erteilte der Springer-Mann eine Absage. Die Menschen, sagte er, würden den Wert journalistischer Arbeit und Expertise sehr wohl erkennen. Springer-Titel wie "Welt" und "Bild" hätten bereits 250 000 Digital-Abonnenten.

Am Dienstag tritt Außenminister Frank-Walter Steinmeier beim Global Media Forum auf, am Mittwoch ist WikiLeaks-Journalistin Sarah Harrison als Rednerin und Diskutantin zu Gast.

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