Brotfabrik in Bonn "Nipplejesus": Von der Kunst der Provokation

BONN · Mit Kunst hatte Dave (Chris Karpenchuk) bislang nichts, aber auch so gar nichts gemein. Und den Job als Museumswärter hat der ehemalige Rausschmeißer im "Casablanca's" nur seiner Frau Lisa zuliebe angenommen.

Da steht er nun; in einem etwas zu engen schwarzen Jackett, aus dessen Kragen die Tätowierung am Hals noch ein Stück herausschaut und erzählt - mit unverkennbarem Waliser Zungenschlag - von diesem eigenartigen Bild, das er bewachen soll; das schmerzverzerrte Gesicht Jesu Christi erweist sich bei näherem Hinsehen als Mosaik aus Brustwarzen, die wohl eigens dafür aus Pornoheften ausgeschnitten wurden.

Nachdem die Bonn University Shakespeare Company im Dezember 2014 mit "Titus Andronicus" einen Rohdiamanten des Meisters aus Stratford-upon-Avon geschliffen hat, betrachtet sie Nick Hornbys "Nipplejesus" nunmehr mit spürbaren Genuss. Die Besucher werden von Exhibit Guides im Stewardessen-Uniform zur Ausstellung "Room VI" der schottischen Künstlerin Martha Marsham geleitet, die Dave eigentlich gar nicht so übel findet ... bis er von ihr nach allen Regeln der Kunst vorgeführt wird.

Sein Monolog spielt subtil mit dem typischen Vokabular der Szene, mit Tabus und Voyeurismus. Wie weit das Spiel geht und wie viel Vergnügen es macht, hängt von der Fähigkeit zur Selbstkritik des Betrachters ab. Und nicht zuletzt von einer guten Portion Selbstironie. Die Mischung hat was, ganz ohne Zweifel.

Info

Auch heute: Musik mit Luis Schwamm ab 20 Uhr; Nipplejesus ab 21.30 Uhr. Karten unter (0228) 42 13 10

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