Universität Bonn Neuer Musikdirektor im Mai - Zukunft des Collegium musicum ungewiss

BONN · Bis Mai soll es an der Bonner Universität wieder einen Akademischen Musikdirektor geben. Das geht aus einer Mitteilung hervor, die von der Bonner Universität veröffentlich wurde. Über die Zukunft des Collegium musicum schweigt sich die Mitteilung jedoch aus. Darin ist lediglich von "studentischem Musizieren" die Rede.

 Das Orchester des Collegium musicum bei einer Probe in der Uni-Aula.

Das Orchester des Collegium musicum bei einer Probe in der Uni-Aula.

Foto: Collegium musicum

Ein Nachfolger für den im Februar zurückgetretenen Akademischen Musikdirektor André Kellinghaus hätte längst gefunden werden können. Doch ein Dissens zwischen den studentischen Orchester- und Chormitgliedern und der Uni-Leitung um die Besetzung der Auswahlkommission verhinderte ein Probedirigat im März, zu dem bereits mehrere Kandidaten eingeladen worden waren.

Nun will das Rektorat allein entscheiden - eine Findungskommission unter Beteiligung von Mitgliedern des Collegium musicum lehnt Uni-Rektor Jürgen Fohrmann kategorisch ab. Die Personalie wird zur Chefsache gemacht.

Bei diesem Vorgehen beruft Fohrmann sich auf eine Empfehlung des Leiters der Auswahlkommission, Dieter Engels. Der Präsident des Bundesrechnungshofes hatte diese Aufgabe als Vorsitzender des Hochschulrates übernommen.

In dem veröffentlichten Schreiben des Rektorats ist im Zusammenhang mit der Neubesetzung von einer "Grundsatzentscheidung" zur Zukunft des studentischen Musizierens die Rede. "In Kürze soll eine ausgewiesene Künstlerpersönlichkeit mit der verantwortungsvollen Aufgabe betraut werden, den vielfältigen Musikbereich unter dem Dach des Kulturforums zu restrukturieren", heißt es.

Uni-Sprecher Andreas Archut erläuterte auf Anfrage, dass sämtliche studentischen musikalischen Aktivitäten unter dem Dach des Kulturforums in der Sparte Musik versammelt würden. Bereits im vergangenen Jahr war das von Uni-Kulturintendantin Anja Stadler geleitete Kulturforum zwischen Rektorat und Collegium musicum geschaltet worden. Die Schaffung dieser Einrichtung hatte Kellinghaus als Begründung für seinen Rückzug genannt.

Er sah in der Neuorganisation seine Kompetenzen beschnitten. Ungeklärt scheint bislang, ob das Collegium musicum gleichsam als untergeordnete Organisationsform weiter bestehen bleibt oder ob es mit Chor und Orchester und den weiteren Ensembles ganz im Kulturforum aufgehen wird. Die Mitglieder des Collegiums befürchten nun die stillschweigende Abschaffung der Institution.

"Auf den ersten Blick erscheint die von der Universität veröffentlichte Stellungnahme ein gutes Zeichen auf dem Weg zur Wiederherstellung des musikalischen Lebens an der Universität", heißt es in einer von der Initiative "Generalpause - nein danke" veröffentlichten Reaktion. Konkrete Pläne zur Fortführung des Collegium musicum gebe es jedoch nicht. "Die zentrale Einrichtung studentischer Musikkultur stünde damit vor dem Aus."

Für Kulturintendantin Stadler steht außer Frage, dass die zentralen Ereignisse der Uni wie die Eröffnung des akademischen Jahres oder das Universitätsfest auf der Hofgartenwiese wieder von studentischen Ensembles mitgestaltet werden sollen. Stadler: "Das studentische Musizieren soll selbstverständlich seinen festen Platz im Reigen der universitären Kulturaktivitäten behalten."

Uni-Rektor Fohrmann betont, dass die Kulturaktivitäten an der Universität ausgeweitet würden. Man werde dabei "größtmöglichen künstlerischen Freiraum" gewähren. Fohrmann: "Diese Freiheit muss sich aber in einem rechtskonformen Rahmen bewegen." In diesem Zusammenhang wirft das Rektorat dem Collegium musicum vor, dass zuletzt nicht mehr klar gewesen sei, welche Musiker über Schlüssel zu den Proberäumen und zum Hauptgebäude verfügt hätten. Darum seien Schlüssel und Schlösser ausgetauscht worden. Weil der Rektor jedoch nach wie vor eine interimistische Lösung ablehnt, müssen Chor und Orchester des Collegium musicum weiterhin außerhalb der Uni proben.

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