Vorstellung im Beethoven-Haus Neue Faksimile-Ausgabe von Beethovens dritter Cello-Sonate

Bonn · Würden die Musiker nach Beethovens Manuskript spielen, müssten sie spätesten an dieser Stelle aufhören, sagte der Bonner Musikwissenschaftler Jens Dufner, nachdem der Cellist Jonas Palm und der Pianist Philipp Heiß im Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses ihren Vortrag der Sonate für Violoncello und Klavier op. 69 Nr. 3 in A-Dur im ersten Satz recht abrupt abbrachen.

 Übersät mit Strichen und Korrekturen: Seite aus dem faksimilierten Autograf zu Beethovens Cellosonate op. 69. FOTO: BEETHOVEN-HAUS

Übersät mit Strichen und Korrekturen: Seite aus dem faksimilierten Autograf zu Beethovens Cellosonate op. 69. FOTO: BEETHOVEN-HAUS

Das war freilich wirkungsvoller Teil der Dramaturgie des Vortrags Dufners, dessen Gegenstand das im Besitz des Beethoven-Hauses befindliche Manuskript des ersten Satzes aus diesem Werk war. Die Handschrift ist soeben in einer neuen, gemeinsam von Dufner und dem bedeutenden amerikanischen Beethoven-Forscher Lewis Lockwood erarbeiteten Faksimile-Ausgabe erschienen.

Dufner erläuterte, dass die Handschrift einen unschätzbaren Einblick in die Kompositionswerkstatt Beethovens biete. Die vielen Korrekturen, Striche, Rötelungen seien ein Hinweis darauf, dass man es hier mit der radikalen Überarbeitung eines bereits fertigen Werkes zu tun habe. Jede Seite daraus wirke wie ein "eigenes Kunstwerk". Einige besonders signifikante Stellen konnte man dank der beiden Musiker auch akustisch nachvollziehen.

Einen sehr emotionalen Zugang zu der Sonate fand der 85-jährige Amerikaner Lockwood. Die Sonate sei für ihn ein "alter Freund", bekannte er in seinem in englischer Sprache gehaltenen freien Vortrag. Für ihn ist es eines der vollkommensten Werke der Kammermusik überhaupt. Und ein Wunder, dass es zeitlich zur fünften Sinfonie entstehen konnte. "Man kann die Sonate gar nicht oft genug hören", sagte er abschließend, womit er den Stab an das junge Musikerduo weiterreichte: Palm und Heiß spielten das Werk mit warmer Intensität

Ludwig van Beethoven, Sonate für Violoncello und Klavier op. 69, 1. Satz. Faksimile des Autographs NE 179 im Beethoven-Haus Bonn. Kommentiert und herausgegeben von Jens Dufner und Lewis Lockwood, (Reihe III Ausgewählte Handschriften in Faksimile-Ausgaben, Band 20), 48 Euro.

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