LVR-Landesmuseum Neue Ausstellung zeigt, was von den Kelten im Rheinland zurückblieb

BONN · Die "Fürstin aus Waldalgesheim" muss man sich etwa so vorstellen: Als mächtige Frau fährt sie um 330 vor Christus mit ihrem Streitwagen durch die Gegend südlich des Binger Waldes. Abends trinkt sie Wein aus einem ihrer prunkvollen Gefäße.

So eine bronzene Kanne ist seit Mittwoch in der Schatzkammer der neu eröffneten Kelten-Ausstellung im Rheinischen Landesmuseum zu sehen.

"Die keltische Elite hat sich den mediterranen Lebensstil abgeguckt", sagt Ralf Schmitz, der die neue Ausstellung gestaltete. Durch Händler aus dem Mittelmeerraum kamen Luxusgüter wie Mahlsteine und Glasarmringe regelmäßig nach Nordeuropa. "Als Gegengabe erhielten sie vor allem Eisenerze", so Schmitz.

Der Lebenswandel schlug sich auch im Tod nieder: Bedeutende Personen wurden aufwendig bestattet. Das zeigt das Grab eines Mannes, den seine Familie oder Sippe als Ältester um 500 vor Christus in einem Holzwagen beerdigte. Zu seiner Rechten legten sie einen Speer.

Oft wurde auch keltisch verziertes Trinkgeschirr für die letzte Reise mitgegeben. Der Pfeiler von Pfalzfeld, der bereits seit den 1930er Jahren im LVR-Landesmuseum ausgestellt wird, hat ähnlichen Dekor. "Er muss auf einem Hügelgrab gestanden haben", sagt Schmitz. War der Pfeiler ursprünglich 2,80 Meter hoch, schrumpfte er auf einen Meter.

[kein Linktext vorhanden]Handel und Handwerk waren die Säulen des keltischen Wohlstands. Sie holzten ganze Landschaften für die Eisenproduktion ab. Um 100 Kilogramm Eisen zu gewinnen, wurden rund fünf Tonnen Holz benötigt. Ein Schmelzofen, den Forscher in einem Feldversuch betrieben, zeigt, wie effizient die Kelten arbeiteten: Erz und Kohle legten die Handwerker im hohen Ofen abwechselnd übereinander und entfachten ein stetes Feuer.

Kelten im Rheinland
8 Bilder

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Bei einer Temperatur von etwa 1300 Grad Celsius lagerte sich die Schlacke ab und stieg im Schornstein nach oben. Der Ofen wurde geöffnet und die weißglühende Luppe herausgezogen.

Ausgehend vom keltischen Siedlungsraum im Süden Deutschlands und Osten Frankreichs war auch das Rheinland um 500 vor Christus Teil der keltischen Welt geworden. "Sprache und Kultur verschwanden bei uns fast gänzlich, weil die Kelten keine Schrift kannten", erklärt Schmitz.

Stattdessen stützten sie ihre Geschichte auf die sagenumwobenen Druiden und Gelehrten. Aber auch die gaben Informationen nur mündlich weiter. Vieles wisse man aus den schriftlichen Überlieferungen der Römer, so Schmitz. Dazu zählen die berüchtigten Raubzüge bis vor die Tore Roms, nach Griechenland und die heutige Türkei. Dort ließen sie sich als Galater nieder und wurden Namensgeber für den Fußballclub Galatasaray Istanbul.

Info

Die Kelten-Ausstellung im LVR-Museum, Colmantstraße 14-16, ist nur montags geschlossen. Der Eintritt kostet acht Euro, ermäßigt sechs. Minderjährige zahlen nichts. Als Ferienfreizeit wird ein keltisches Dorf nachgebaut.

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